Es graute der (dem) Morgen, als die „Taxi-Gockelz“ ins Bett gingen und die zwei „Alt-Gockelz“ selbiges verließen. Götze und mir oblag es, den anderen Mitreisenden ein köstliches Wienerfrühstück zu kredenzen. Also, los noch vor dem ersten Hahnenschrei zum Hofer (ALDI) und Bäcker Anker und das „Sackl“ gut gefüllt. Tischlein deck dich und der Dank der anderen war uns gewiss.
Bei gediegener „Wienercafehaus-Atmosphäre“ wurden die Pläne des Tages besprochen. Der Samstag sollte ganz im Zeichen der Familie stehen. Sweety und Katharina hatten den berühmten Prater und einige Museen auf den Plan, während Britta und unser Exiler eine Stadtrundfahrt mit Besichtigung des „Hundertwasserhauses“ buchten. Kultur-Pur. Da die kulturelle Seite Wiens nicht mein hauptsächlichstes Anliegen auf dieser Reise war, kamen für mich/uns keiner dieser Vorschläge in Frage. Fussball – sollte sein.
Nun verließen auch unsere „Kücken“ ihr flauschig warmes Nest und zeigten sich dem schönen Wienerfrühlingstag. Ihr Motto – beginne den Tag mit dem, womit du gestern aufgehört hast – Fußball, Bier und Geld verprassen. Also mit nach Bratislava, dort wurde gespielt und der Gerstensaft soll günstig sein. Die Wahl des Transportmittels fiel aus Kosten und Zeitgründen auf eine slowakische Buslinie. Ein weiterer Vorteil – jede Stunde ein Bus zurück nach Wien.
Ohne Probleme erreichte die kleine „Gockelfamilie“ die slowakische Hauptstadt und kurze Zeit später das Stadion. Denkste – „sieht ja aus wie eine Eishockeyhalle“, erkannte der Caterringchef als Erster. Gute Augen hat der Junge. Unsere Irritation erkannte dann wohl ein Passant, der uns den Weg zum „neuen“ Stadion zeigte. Schade, dachte ich mir. Ich hatte mir einen „Oldschool Ground“ erhofft und bekomme eine „Arena“. Das die Uhren in der Slowakei langsamer ticken, lernten wir schnell; und den Begriff „neu“ definiert man hier auch anders. Das einzig Neue, waren die Sitzschalen, der Rest schätzungsweise vierzig Jahre alt.
Der SK Slovan Bratislava ist die erfolgreichste slowakische Fussballmannschaft und steht in dieser Saison kurz vor der Meisterschaft. Der Europapokalsieger von 1969, holte den Titel zuletzt vor zwei Jahren. Ein Heimsieg gegen Abstiegskandidat Spartak Myjava und den Rathausbalkon, hätte man buchen können.
Im Gegensatz zum gestriegen Match verhielten wir uns unauffällig und ruhig. Das lag aber nicht an den Massen von Zuschauern (1.850). Es war nicht dieses familiere wie beim SV Horn. Hier und heute gab es Ultragruppen auf beiden Seiten und eine Kindergruppe, die mit ihrem Geschrei alles übertönte. Die Heimkurve stand hinter einem Banner mit der Aufschrift „Ultras Slovan Pressburg“, wobei das doppelte „S“ besonders betont wurde – na wer es braucht. Spiel und Stimmung im spärlich besetzten Rund, dann aber recht ordentlich. Der Gastgeber erzielte kurz vor Schluß den 1:1 Ausgleich, und konnte so noch einen Punkt retten. Kresschen meinte „hätte auch 8:6 ausgehen können“ – hätte, hätte Fahrradkette.
„Mal schauen, wie die Wurst bei der Konkurrenz schmeckt“, dachte sich unsere Caterringchef und bestellte sich eine solche. Die, ich nenne sie mal Pferdewurst, zog ihm nicht nur die Farbe aus dem Gesicht, sondern auch sein letztes Geld aus dem Portemonnaie. Die Fleischpfanne, die ich mir bestellte, kostete 8,80 Euro und war damit noch zwanzig Cent billiger als die Wurst. Merke, erst auf die Preise schauen und dann kaufen.
Mal abgesehen von Christians „Bäuerchen“, das den gesamten hinteren Bereich des Busses in einen Duft aus Pferdedung hüllte, verlief die Rückfahrt ereignislos. Gegen 22 Uhr erreichten wir den heimatlichen „Stall“ und beschlossen den Abend bei Smalltalk mit den anderen auf dem Sofa zu verbringen. Da hatten wir aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn zu eben diesen zog es die „Taxi-Gockelz“. Das letzte Geld, sollte nun auch noch den Besitzer wechseln.
Da das Frühstück vom Vortag den Geschmack aller traf, bat man uns freundlich aber bestimmt um eine Wiederholung. Machten wir dann gerne. Das Gockelpräsidium hatte vor der Abreise noch eine Jahreshauptversammlung angesetzt. Dazu wurden unsere, nun mittellosen, „Kücken“ unsanft geweckt.
Viel zu schnell vergeht die Zeit, ging es mir durch den Kopf, nur noch ein letztes Gruppenfoto vor dem Bahnhof. Die Kamera gut postiert, lächeln und die Zeit runter zählen lassen. Just in dem Moment, als das Vögelchen die Kamera klicken ließ, kreutzte eine Dame den Weg. Frauenbeine, eine Handtasche und der Catterringchef auf dem Bild. Wien endete, wie es begann – mit lautem Gegackere.