Auf unterschiedlichen Wegen, machen sich die Gockelz am Sonntag auf den Weg in die Landeshauptstadt des Freistaats Sachsen. Während Vossi und Christian in Schönefeld immer noch auf den, bereits mit 80 min. verspäteten, rot-weißen Sonderzug warten, sind Katharina und ich im Auto unterwegs. Heute Fußballgenuss der besonderen Art – ja, das medienhype Ostderby einerseits – jedoch nix mit „Gockels United“, denn Vossi und Christian im Unionfanblock, und wir bei den Dynamos auf der Tribüne.
Im Stadion nun ein kurzer Anruf, sich finden, ein dezentes Zuwinken über die Reihen der Pufferblöcke, mehr dann lieber nicht. Der Gockel weht, die Jungs haben Bier – Hauptsachen. R5, Reihe 12, Plätze 10 und 11 – gelbe Klappsitze, beste Sicht – und los jetzt. Der „K“ Block mit einer ultra schönen Choreo, ganz ohne Schall und Rauch; es geht doch.
Nun also Sachsen Glanz vs. Preußens Gloria, Elbflorenz vs. Spree-Athen; so beginnen die Eisernen fast typisch griechisch, mit einer Spitze und eher tief stehend. Beide Teams hatten unter der Woche das Pokalaus zu verkraften. Dresden musste über die volle Distanz bis zum Elfmeterschießen; damit verbunden die Hoffnung auf müdere Beine bei Dynamo. Die Anfangsminuten gehören den Hau(s)herren. Dresden drückt in die Hälfte der Unioner, doch die ersten zwei ihrer Chancen, bleiben ungenutzt – wirklich zwingend, agiert Dresden nicht. Auffällig bei den Eisernen ist ein gänzlich anderes Auftreten als noch am Mittwoch im Pokal – jedes noch so aussichtslose Zuspiel wird versucht zu erlaufen – grätschen, ackern – Kampf annehmen.
Die Anfangsviertelstunde ist fast rum, da schlägt Karl einen langen Ball in die Spitze, den Fabian Schönheim unter Kontrolle bringt. Mit etwas Glück, legt er sich das Leder durch die Beine Gueyes auf seinen linken Fuß, und netzte routiniert ein. Paukenschlag! Trommelwirbel, der Gästefanblock von rechts auf links gekrempelt – keine zehn Meter Luftlinie entfernt, und doch eine Welt. Ausgelassener Jubel für uns unter den Dynamos nicht möglich. Also, stille Freude tief genießen, die Fäuste in der Jackentasche geballt. Eine Atze vor uns, schmeißt in Wut sein Light-Pils Richtung Spielfeld. Da stehen und sitzen Sie nun, mit Bier begossene schwarz-gelbe Pudel(mützen). Eisern führt!
Nun liegt es an Dynamo, das Ding für die eigenen Fans wieder gerade zu rücken. Dresden versucht, läuft an, prallt ab – Union steht hinten sicher – Dresden baut neu auf. Halbzeit.
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Gelegenheit, kurz die Catringversorgung im Glücksgas Stadion zu beschreiben. Alles da, was Magen an Essen und Gemütszustand an Getränken verlangt; nur Bargeld – ist nicht. Zum Zahlen, ist eine Dynamo-Card von Nöten. Diese bekomme ich auch problemlos, kostet aber zwei Euro. Ein sehr freundlicher Herr, lädt mir die Karte auf. Bleiben also von 10 EUR noch acht für Wurst und Kaffee klein. Meine Dynamo-Card ist nun mit einem Restguthaben von einem Euro, noch bis Ende der Saison 13/14 gültig – also aufheben. Wann ich was zu fragen, sagen oder zu bestellen habe, tue ich das betont Hochdeutsch. Somit ist neben aller Union-Devotionalien (Mütze, Schal), gleich noch der Berliner Dialekt abgelegt. Man weiss ja nie. Ich jedenfalls, möchte nicht „enttarnt“ werden.
Zweite Runde, noch einmal 45. Minuten. Union steht weiter geordnet um den eigenen Sechzehner und wartet ab. Konterkonzept. Dresden wirkt etwas einfallslos. Poté fordert immer wieder energisch den Ball, und die Dynamo-Fans nun schleunigst den Ausgleich. Der Union-Fanblock, köchelt beständig in bekanntem Liedgut vor sich hin. Jede Minute zum Abpfiff hin, eine Minute für uns – bei diesem Spielstand. Mitten in die Bemühungen der Dresdner hinein, sprintet Zoundi rechts Außen Richtung Dresdner Strafraum, legt mit Übersicht nach innen, wo Schönheim nur noch die Fußspitze querstellen braucht. 0:2! Blitzsauberer Konter – 54. min; volles Ding auf die Zwölf.
Fassungslosigkeit um uns herum, von oben nun Dauerregen, schwarz-gelbe Depression. Aber Vorsicht, ich meine, das Ding ist noch nicht durch. Ein Treffer von Dresden, und die Kiste wird eine ganz, ganz andere. Losilla und Fiel noch einmal. Auf unserer Seite haben Jopeck, Silvio, Schönheim die Möglichkeit, den Sack zuzumachen. Wie die Hoffnung auf den Anschluss, schwinden auch die ersten Zuschauer auf Dresdner Seite, um dann doch noch einmal den Kopf im Gehen ins Stadion zu stecken; der Spielverlauf wurmt, das merkt man schon. Nein! Nichts mehr. Aus und vorbei. Auswärtssieg!
Die eisernen Helden, tauchen in Jubel dem Unionblock entgegen. Abklatschen am Zaun. Ach ja, warum sollte es so nicht weitergehen? Gewinnen ist geil, und hier ja alle Male. Vier Tage zwischen zwei Spielen, wie sie nicht hätten unterschiedlicher sein können, zwei Seelen in unserer Mannschaft – heute, mit Kampfeslust zum Punktgewinn, und letztere zählen heute dreifach. Und so schmeckt uns das Sieger-Radeberger in der Semperoper doppelt gut, während Vossi und Christian im Sonderzug zurück gen Heimat, wohl die Löcher aus dem Käse fliegen lassen.