Die Rahmenbedingungen stimmten, als die Reise nach Stockholm gebucht wurde. Die schwedische Hauptstadt war für die meisten von uns Neuland. Die Aussicht auf ein Endspiel um den Gruppensieg in der WM-Qualifikationsgruppe C, einen weiteren Länderpunkt für die meisten von uns und die relative kurze Anreise, ließen uns den Trip rechtzeitig planen.
Sportlich waren seit dem letzten Spieltag dann aber alle Messen gelesen; Deutschland vorzeitig Gruppensieger und damit sicher in Brasilien. Die Skandinavier sicherten sich Platz zwei und haben über die Play Offs noch die Chance die WM zu erreichen. Die Aussicht auf ein bedeutungsloses Match verdarb uns aber nicht die Laune.
Beladen mit wenig Gepäck aber umso mehr mit viel Hochprozentigem aus dem Duty-Free, erreichten wir Stockholm. Auf der Busfahrt vom Flughafen zur Innenstadt wurde ich von einem Fahrgast gefragt: “ Gibt’s die KIM eigentlich noch?“- Sachen gibt’s. Kurze Zeit später enterten wir die MS „Birger Jarl“, die für die nächsten Stunden unser zu Hause sein sollte. Erwartet wurden wir dort schon von vier Bekannten, die bereits länger vor Ort waren. Unsere nun neunköpfige Reisegruppe machte sich nach den üblichen Begrüßungsfloskeln daran, die Mitbringsel aus dem Flughafenshop zu leeren. Geschichten aus unserer gemeinsamen Zeit in der Ukraine wurden zum Besten gegeben und auf hoffentlich weitere Anekdoten in der Zukunft angestoßen.
Zu unserer feucht-fröhlichen Runde in der „Offiziersmesse“ gesellten sich später noch Leipziger und Lübecker – Fußballfreunde. Nach einiger Zeit und verbalen Scharmützel der beiden Gruppen merkten wir, das die wohl weniger am Fußball an sich interessiert sind. Ihr Augenmerk rund um ein solches Match legten sie wohl auf andere Dinge. Zeit für uns zu gehen und die Streithähne sich selbst zu überlassen.
Der nächste Morgen begann für einige von uns mit einem wirklich dicken, dicken Kopf. Aber jammern hilft nicht, etwas Kultur muss sein. Was lag näher, als in der sehr wasserreichen Stadt etwas Sightseeing per Schiff . Trotz manch körperlicher Beschwerden wurde niemand seekrank. Der folgende Gaststättenbesuch , war dann doch etwas anderes, als auf dem europäischen Festland. Das Bedienungspersonal läßt es etwas gemütlicher angehen und die Preise sind wohl auch jedem bekannt. Die Zeit bis zum Anpfiff wurde immer knapper und das Kommando zum Aufbrechen gegeben. Im und um das Kneipenviertel wimmelte es nur so von „sportlich“ interessierten deutschen Reisegruppen, die sich dann Mangels schwedischer Gegnern untereinander auf die Nuss schlugen.
Nach einem endlos scheinenden Fußmarsch durch Marzahn-Hellersdorf ähnlichen Wohngebiete erreichten wir die „Friends-Arena“ in Solna, etwas außerhalb Stockholms. Nur wenige der 50.000 Plätze blieben in der Heimstätte des AIK Solna heute leer. Obwohl wir das Stadion sehr frühzeitig betraten, kaum eine Chance, die Gockelfahne günstig zu positionieren, da zählt dann eben der olympische Gedanke.
Nach den historischen Ereignissen aus dem Hinspiel von Berlin, glaubten die wenigsten an einen ähnlichen Verlauf, wie im Oktober 2012. Auf beiden Seiten verzichten die Trainer auf einige Stammspieler. Vor Allem das Fehlen des schwedischen Superstars Ibrahimovic, bedauerten die meisten Zuschauer. Die maue Stimmung im deutschen Fanblock erreichte ihren Tiefpunkt, als die Gastgeber in der 40. min das 2:0 erzielten. Deutschland – nicht mal schlecht gespielt, aber in Schönheit gestorben. Özil konnte mit dem Pausenpfiff dann noch verkürzen.
Zur zweiten Halbzeit brachte der Bundes-Jogi mit Götze einen lange verletzten Spieler. Mit der Hereinnahme des Ex-Dortmunder, machte der schwäbische Dressman alles richtig. Den Ausgleich erzielte der Bayernspieler noch selbst, an den drei weiteren Treffern war er maßgeblich beteiligt. Mann des Abends wurde aber Andre Schürrle, der drei von fünf deutschen Tore erzielte. Einen lupenreinen Hattrick verhinderte nur der Schwede Hysen mit dem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer. Am Ende wieder acht Tore, diesmal aber besser verteilt. Der verrückte Spielverlauf läßt eine gute und ausgelassene Stimmung im deutschen Block vermuten. Dem war aber während der gesamten Spielzeit nicht so. Ob es auch an den unschönen Szenen im Block lag, kann ich nicht beurteilen.
Müde, aber gut gelaunt machten wir uns wieder auf den Weg in unsere Unterkunft. Bis zur Abfahrt unseres Buses zum Flughafen hatten wir noch einige Stunden Zeit. Diese wurden von unseren noch länger in Stockholm bleibenden Freunden genutzt, um die Pläne des nächsten Tages zu besprechen und für uns die Müdigkeit mit Hochprozentigen zu bekämpfen.