„Fußball macht der ÖFB! Fußball macht der ÖFB!“ mögen einige Streithähne unter uns wütend gekräht haben als im vergangenen Monat klar wurde, der Österreichische Fußballverband hat das Derby Austria gegen Rapid Wien auf Sonntag den 21.4.2013 terminiert – eben dieses Derby, zu dem sich die fußballverliebten Gockelz, bereits im September 2012 geplant, auf den Weg in die österreichische Hauptstadt begeben wollten. Der Rückflug für Sonntag 15.00 Uhr war fest. Mist!
Aber, Platz für Fußball ist in der kleinsten Hütte (dazu später mehr), und so findet der Ausflug trotzdem statt, denn unser Expeditionsleiter Sport „Vossi“, hat Ersatzmatches auf seiner Liste.
Arbeitsfrei und lustigen Gemütes, versammeln sich sechs Gockelz in Begleitung zweier Damen, am Freitag aus unterschiedlichsten Richtungen in Tegel. Punkt Eins auf der Tagesordnung gilt der Überreichung zweier Auszeichnungen. Götze erhält den „Respekt-Gockel“ für seinen Lauf beim Parismarathon 2013 und unser Kresschen nimmt die Ehrung für seine Flugpremiere entgegen – den „Überflieger-Gockel“. Nach allerlei Sicherheits- und Lachmuskelkontrollen, sitzt jeder auf seinem Platz im Flieger. Eine Gockelzrunde wäre wohl keine Männerrunde, würde sie bei der Durchsage „Es begrüßt sie Flugkapitänin …“ den Schnabel halten können. Kresschen wirkt besonders aufgescheucht. Aber, alle Zoten für die Katz, denn die Pilotin macht den Gockelz vor, was sie eben nicht können – fliegen. So landen wir sicher in Wien.
65 Minuten Flugzeit – ein kleiner Schritt für ein Passagierflugzeug, ein großer Schritt für das Kommunikationsverständnis. Will sagen, deutsch ist eben nicht gleich deutsch – und der Teufel steckt im Detail! Auf meine Frage: „Wie laufen wir am besten in die Mittelgasse?, erhalte ich zur Antwort: „Nahh, laufen brauchts net, gehen racht.“ OK, gehen reicht also, Wien, man bewegt sich gemütlich, aber mit Schmäh. Vossi wird im Laufe diesen Tages noch zig mal „Sprechen Sie langsam, ich verstehe nur die Hälfte“ bitten – oder ist es schon flehen? Jedenfalls ist ne Bratwurscht ein vornehmes „Würschtl“, zum Einkauf wird einem stets ein „Sackl“ angeboten, und nen Gockel nennt sich „Hendl“.
Unser Quartier, gemütlich, verkehrsgünstig und im Dreieck mit Kneipe und Kirche – was willste mehr – Sündigen und Beichten fünf Fußschritt entfernt – toll.
Der halbe Tag ist schon längst dahin, da machen sich die sechs „Hendlz“ auf in die Provinz, Vossis „must have“ Partie „SV Horn vs. Kapfenberger SV“ entgegen. 1. Liga – Landpartie, denn die Spielklasse darüber, heißt beim Nachbarn Bundesliga. Also, schön mit der gemütlichen österreichischen Eisenbahn, vorbei am halbfertigen Frühling, grün und braun noch gut gemischt. In unserem Abteil weht der Gockel in Sonderzugatmosphäre, dazu gibts Bier – na was denn sonst? Räuberpistolen und Büttenschnack machen die Runde. Wir sind gut unterhalten, und die Leute drumrum sicher auch – das hat die Welt hier noch nicht gesehen, wie ich solch kleinen Anschlußzug, den wir beinahe verpassen, da wir aufs andere Gleis stürmen, wo eben ein richtigerer Zug steht, wenn mans so nennt.
Horn. Da sind wir nun. Die perfekte ländliche Idylle (für einen Städter wie mich), ja und würde der Wind noch dieses Ballengestrüpp aus „Rauchende Colts“ hier vorbei tragen, Hollywood zöge es in dieses Hörnchen. Aber, bereits vom Bahnhof sind Flutlichtstöckchen auszumachen, die dürre in den Abendhimmel ragen und tapfer kleine Lämplein tragen. Da also, müssen wir hin.
Wichtig an dieser Stelle zu bemerken, zum Stadion und das zu Fuß, sind es ein paar Minuten. Horn, nein Horn ist kein Bahnknotenpunkt im großen Sinn. Der letzte Zug zurück nach Wien – noch vor Abpfiff der 90 Minuten. Aber seins drum. Froh diese 70 Minuten Trostspiel vor uns zu haben, laufen wir los.
Bei mir werden Erinnerungen an Spiele des 1. FC Union von einst wach – in Stendal meinethalben. Na, so ähnlich hier, aber doch viel kleiner. Niedlich liegt sie da, die „Waldviertler Volksbank Arena“ was wohl meint, das die namensgebende Volksbank im Waldviertel liegt, denn von Wald kann nicht die Reden sein, gibts da nicht. Seis drum. Unsere erste Überlegung, den Gästeblock zu nutzen, verwerfen wir, da ist nichts los. Generell wirkt die Kulisse, als sei das Spiel schon Tage vorbei.
Also schlendern wir zum Haupteingang, wo doch einige Blau-Weiße versammelt stehen. Da fallen wir Gockelz ganz in Rot schon mächtig auf – dazu noch, trägt der Gast sonst auch Rot-Weiß. Das stört aber keinen, denn für allgemeine Sicherheit ist gesorgt, schließlich sind drei Gendarmen mit von der Partie. 80 Euro kostet das VIP-Ticket – für eine Person. Das machen wir nicht, denn wir wollen uns ja unters Volk auf die sechs Reihen Tribüne mischen.
Jemand brockt uns einen Fotografen ein, der den Finger gar nicht mehr vom Auslöser bekommt, und schon kleben wir auf der Fotoseite des SV Horn – Rubrik Exoten. Was, aus Berlin? Extra hier nach Horn? Wirklich? Es will uns keiner glauben. Die spinnen die Piefkes, bringt da wohl manch einer vom Spiel mit nach Haus. Die Versorgung mit Getränken ist tutti. Keine Schlangen – nix.
So, und wer nun Provinzfußball erwartet hat, wird schnell eines Besseren belehrt. Es Spiel geht munter los. Bereits nach sechs Minuten das erste Tor – leider gegen Horn. Die Mannschaft braucht seine Fans, das spüren wir sofort, und versuchen ein Stimmungsfeuerwerk auf der Tribüne zu entfachen. Das klappt nur bedingt, aber immerhin machen die 8 Ultras von gegenüber Alarm, soweit es ihr Tamburin zuläßt. In eiserner Manier zelebrieren wir jeden Eckstoß der Horner, das reißt auch keinen mit, sondern nur die Mundwinkel vor Lachen ein. Das hätte uns schon klar werden müssen, als wir jeden Spieler des Gastgebers bei Durchsage der Mannschaftsaufstellung mit „Fußballgott!“ begrüßten. So sind die Unioner, stimmts? Spaß haben alle trotzdem. Auch die 5 Gästefans mit ihrer Zaunfahne – schließlich führt Kapfenberg.
Nur die Nachrichten aus Aalen sind keine Schönen, dafür die Frau am Gästeblockbierstand (für uns wird der Zugang extra aufgesperrt) um so mehr. Von ihr bekommen wir was wir suchen, Sechs – Bier. Es fallen noch zwei Tore auf der falschen Seite – ja, ganz wie in Aalen. Die 70. Minute ist ran, es heißt Abschied zu nehmen, was unser Catering-Christian und Kresschen wohl schwerer fällt als uns. Am Bahnsteig warten wir vergeblich auf die Zwei. Der Zug fährt los und weg von hier – da warens nur noch Vier.
Nun müssen unsere Verlust-Gockelz per Taxi zurück nach Wien – Mensch watt dit kostet. Dafür sind die beiden aber vor uns zurück, und haben viel mit uns zu „besprechen“, bevor in den frühen Morgenstunden auch ihr heutiges Abend-teuer ein Ende findet.
Weiterführende Links:
Internetseite SV Horn
Beitrag zum Spiel SV Horn vs. KSV 1919
Fotoseite des SV Horn mit den Gockelz