Ja so langsam nähert sich im Februar das Derby gegen Hertha. Da erinnert man sich natürlich gern an das letzte Derby in Charlottenburg, was unsere Jungs grandios gewannen. Aber ich denke auch an die Derbys zum Anfang meiner Zeit als Unionfan gegen den BFC (auch im Februar). Nach dreijähriger Abwesenheit aus der Oberliga, hatten wir das erste Spiel gegen die Jungs aus Hohenschönhausen schon sensationell mit 1:0 gewonnen. Am 4.9.76 (1. Spieltag), schoss Ulli Netz das Tor in der 14. Minute vor 45.000 Zuschauern (Zweidrittel davon Unionfans). Der BFC war zwar klar überlegen (30:9 Freistöße und 18:3 Ecken), aber unsere Jungs kämpften eisern und brachten das Ergebnis dank Torwart Matthies und mit dem Glück des Tüchtigen über die Zeit.

Am 19.2.1977 (14. Spieltag), mussten wir das Derby gegen unseren Erzfeind wieder im Stadion der Weltjugend (im Volksmund: „Zickenwiese“) spielen. Der BFC war nun vor uns gewarnt, und hatte den ausdrücklichen Befehl von Mielke erhalten, solche „Schande“ nicht noch einmal zuzulassen. Sie überließen nichts dem Zufall, und setzten mit Prokop einen Mann aus ihren Reihen als Schiri an. Dieses Mal waren 28.000 Zuschauer im Stadion. Vor dem Spiel ärgerte ich noch die BFC–Bonzen auf der Ehrentribüne, indem ich provokatorisch langsam mit meiner großen Unionfahne und meiner Jeansjacke mit den Aufnähern von Hertha, Union und dem DFB an ihnen vorbei lief. Mit hasserfüllten Blicken und vielen Beleidigungen regten sie sich darüber auf. Zwei Vopos forderten mich dann auf, so schnell wie möglich den Hauptgang zu verlassen.

Zum Spielgeschehen: Der BFC drückte uns gleich in die eigene Hälfte, und bei einem Lattentreffer hatten wir auch das Glück auf unserer Seite. Am Ende waren es 15:4 Ecken für die Gegner. In der 28. Min. schoss dann U.Werder (der Netzer von Union) mit einem Sonntagsschuss aus 20 Metern ins Dreiangel das Tor des Tages. In der 2. Halbzeit war es Dramatik pur. Erst hatten wir bei einem Lattenschuss wieder das Glück auf unserer Seite. Dann wuchs Matthies wieder über sich hinaus, aber auch unsere Abwehr um Bohla stand gut und durch Konter konnten wir immer wieder „Nadelstiche“ setzen. Dann pfiff Prokop einen mehr als zweifelhaften Elfer für den BFC. Aber unser Torwart wurde zum „Held des Tages“ und hielt den Elfer. Auf der anderen Seite wurde ein klares Faul an Möckel im Strafraum nicht geahndet, und Schiri Prokop wollte einfach nicht abpfeifen. In den letzten 10 Minuten schallte laufend „Durchhalten“ und „Schiebermeister BFC“ von den Unionfans durch das Stadion. Als er endlich nach 95 Minuten abpfiff, lagen wir uns alle in den Armen und feierten unsere Mannschaft. Das Wunder war wieder vollbracht!

Wie damals, oder im Februar vor 2 Jahren, mit vollem Kampf, ein wenig Glück und unseren Fans, kann man an einem guten Tag fast jeden Gegner schlagen. Ja und man sieht, der Februar liegt uns bei Derbys. Wenn wir Ronny ausschalten, können wir am 11.02. auch wieder Hertha schlagen.

Eisern Union von Nobbi