Wie der Gockel den Kamm, hat Union den Mattuschka.

Das Ende des Spiels soll mein Anfang sein. 84 Min. Toooooooor………und Tooooooorsten, beides ging an diesem Abend ineinander über. Keiner der Gockelz und ich, glaube auch keiner der min. 2100 angereisten Unioner, glaubten noch daran. Doch es war erst einmal geschafft. Ausgleich zum 2:2 durch wen? Na, alle wissen es, Torsten Mattuschka. Ein Volllspannschuß wie aus dem Bilderbuch, zog seine Bahn und landete unhaltbar für den Keeper von St. Pauli im Netz…  Das zweite Tor an diesem Abend, vom wohl schußstärksten Spieler der Eisernen.  Ja und da ist er auch schon der Schwenk zum Beginn des Abends, des Spieles und des Tages des Torsten Mattuschka.

Schon am Freitagmorgen lag beim Exilgockel das frisch gebügelte (Danke Britta) Gockelzshirt, neben anderen Dingen für den Tag, ganz oben im Rucksack. Früh auf zur Arbeit nach Hamburg. Mit einem Lächeln und dem festen Glauben des ersten Auswärtssieges im Gesicht, gings` in das morgendliche Pendlergewühl Lübeck – Hamburg.

Aufgrund viel angefallender Arbeit, ging die Arbeitszeit recht schnell vorbei und der Blick aufs Telefon wurde immer fester: Wann, wann rufen die Gockelz an zum Treff, zum Bier und zum Gang ins Stadion?

Nach einigen Kommunikationsschwierigkeiten meinerseits, fielen wir uns dann doch noch rechtzeitig im Lokal „Match Point“ – sollte der Name ein gutes Omen sein? –  gesund in die Arme.

Die Bergüßung war wie immer herzlich und nach den ersten flotten Sprüchen, folgte für mich auch schnell das erste Pils – Astra; nun gut wer es mag …

Kurze Zeit später machten wir uns auf zum Heiligen Geist Feld, der Wirkungsstätte von St. Pauli. Ich war ergriffen, wie freundlich und herzlich, ob auf dem Weg zum Stadion oder in einer Kneipe am Wegesrand, die Menschen beider Fanlager miteinander umgingen. Absolut vorbildlich.

Die Front des Millerntorstadions mit seiner Haupteingangsfassade und dem von drinnen schon laut zu hörenden Fangesängen riefen in mir ein Bild hervor,  ja so, so muss es damals für die Menschen vor dem „Cirkus Maximus“ gewesen sein. Die Frage war nur: Wer frisst, oder besiegte heute wen?

Nach einem langen Fußmarsch, 3 Kontrollen, 10 Min. Anstehen nach Stadionbier, hatten wir endlich unseren Platz in den Reihen der Unionfans hinter dem Tor gefunden. Nach kurzem Blick ins Rund stellte ich fest, die Architektur des Stadion gefiehl mir genau so wenig, wie das Fehlen der Gockelzfahne am Zaun der Spielfeldbegrenzung. Wehen, leuchten, erstrahlen sollte der Gockel im weiten Hamburger Rund. Aber nichts, nicht mal ein leises, heiseres, krächzendes KIKEREKI, war von irgendwo zu hören. Der Gockel samt Fahne waren weg.

Ich möchte nur soviel sagen, dass er das ganze Spiel nicht wieder auftauchte und erst lange nach Spielende zusammengeknüllt in einer billigen Kaufhaustüte (New Yorker) zu seinen Besitzern zurückkehrte.

Das Spiel begann pünktlich und die Paulianer legten gut los. Man merkte ihnen an, daß sie mehr, mehr als in den letzten Spielen, sein wollten – mehr als der am Boden liegende Gladiator, der mit geschlossenen Augen nur darauf wartete, dass der Daumen der kreischenden Masse vielleicht nicht nach unten zeigt. Aber auch die Unioner wählten den Vorwärtsgang und so kam es in der 14 Min. zu einem Konter der Paulianer. Zum Entzetzen des Pauli-Spielers und zum Haareraufen der Fans von Union landete der Schuß am Pfosten des Kastens von Daniel Haas. In der 21 Minute entschied sich der,  ja der Spieler des Tages, am Strafraum nicht zu passen, um, ja ich sage es mal einfach, das Ding überlegt und hammermäßig in die Maschen des Paulitores zu dreschen. Es war Wahnsinn. Im gleichen Augenblick ergoss sich ein Schwall Bier von hinten über meine Haare, Sch… egal,  Tooooooooooor, Tooooooooooor und dann Tooooorsten.

Tooorsten Mattuschka, du bist der beste Mann, Torsten Mattuschka, Du kannst was keiner kann usw… Führung auswärts, der Anfang zum Sieg? Nein, Union zog sich etwas zurück, wirkte nicht mehr so sicher. Die Folge bis zum Pausenpfiff, einige heikle Szenen vorm Kasten von Union.

In der Pause – viele, viele Trainer auf den Rängen. Eine entscheiden Frage stellten sich alle: Warum nur, warum nicht nachgesetzt, nicht konsequent auf des Gegeners Platz den zweiten Stich, Hieb, das zweite Tor gemacht?

Und so kam es in der zweiten Halbzeit wie es kommen musste, 48 Min. Standartsituation für die Hausherren und Mohr per Kopf zum Ausgleich. Unmut und zugleich Angst machte sich auf den Rängen breit (auch bei unseren Spielern?). Pauli drückte weiter, von unseren Jungs wenig zu sehen und so erzielte Fin Bartels in der 69 Min. das 2:1 für St. Pauli.

Kurze Stille auf den Rängen, doch angetrieben von den Schlachtgesängen ihrer mitgereisten, treuen Fans, drehte Union nach kurzem Durchpusten noch einmal auf. Fossi neben mir war ohne Farbe, ohne Farbe im Gesicht. Nicht nur wegen des Verschwindens unserers Gockelz samt Fahne, sondern wie er mir hinterher sagte, auch er hatte in der 69 Min., den Glauben an einen Sieg oder ein Remis von seinem so von ihm innig geliebten Verein verloren. Dann die 84 Min. und wie am Anfang geschildert, nur noch Toooooooor, Toooooooor und Torsten Mattuschka-Schreie gingen ineinander über.

Der Rest ist schnell erzählt. Wie ich fand, hat Union in den noch zu verbleibenden 8 Min. durch gutes Vorcheking das Unentschieden bis zum Schlusspfiff gehalten. Ein Punkt in einem guten Spiel. Wir haben uns gedrückt, verließen froh das Stadion und ich verabschiedete mich nach einem ausgiebigen Abendessen beim Chinesen,m von meinen Gockelz.

Die Gockel beim Chinesen

Eins sei noch gesagt, es ist schön mit Euch zusammen diese Leidenschaft Union teilen zu können und Christian M., bitte beim nächsten gemeinsamen Essen darauf achten, dass  DU DIR  was bestellst, was Dich auch satt macht.

Ich Drücke Euch, bleibt gesund,
Euer Exilgockel GÖTZE