DSC02076Der Fluch der letzten Minuten verfolgt uns schon seit Jahren. Wie oft mussten wir schon einen späten Gegentreffer hinnehmen? Ist es Unkonzentriertheit, die Angst vor der eigenen Courage oder das „Union Gen“, das uns immer wieder im entscheidenden Moment versagen lässt? Obwohl schon daran gewöhnt, könnte ich jedes mal kot… Hätte, Wenn und Aber –  Es hätte ein wichtiger Schritt werden können, wenn der Thorsten in der 84. min etwas genauer gezielt hätte, aber wir waren die bessere Mannschaft und hätten den Sieg verdient. Leider besteht das Leben nicht aus Konjunktiven und die bittere Erkenntnis bleibt bestehen – Union verliert.

Wie immer wenn unser Klub auf St. Pauli spielt, ist das Fan-Interesse riesig. Keiner will das „Bruderduell“ der beiden „Kultclubs“ verpassen – Und schon wieder fang ich an zu würgen. Dreitausend ergatterten eines der begehrten Tickets und unterstützten unser Team am Montagabend. Fluch und Segen zu gleich, wenn der Verein relativ erfolgreich spielt. Ein Spiel in der Woche, mal wieder zwei Urlaubstage weg.

Unsere Reisegruppe brachte es auf erstaunliche neun Personen. Wie immer gutgelaunt und voller Optimismus ging es heute in die Hansestadt. Dank PS-starken Kraftfahrzeugen und bleibefussten Steuermännern erreichten wir die Reeperbahn recht schnell und hatten nach dem einchecken noch die Möglichkeit, eine Gastwirtschaft aufzusuchen. „Vorglühen“ nennt das die Jugend von heute.

Hamburg „Millerntor“ – heute ein modernes Fußballstadion, das den Charme vergangener Tage verloren hat. Einzig die Gästetribüne erinnert an legendäre Zeiten, als ein Volker Ippig noch das Tor der Braun-Weißen hütete. Der Stimmung im ausverkauften Stadion tat das aber keinen Abbruch. Beide Fanlager gaben ihr Bestes, um ihr Team anzufeuern. Die Gästespieler schien die Atmosphäre mehr zu beflügeln.

Die Köpenicker – für ein Gästeteam erstaunlich forsch und spielbestimmend. Was fehlte war ein Tor um sich für die ansprechende Leistung zu belohnen. Die Gastgeber hatten auch einige Aktionen mit Zug zum Tor. Kurz vor dem Halbzeitpfiff Aufschrei bei einigen im Gästeblock. Die Unioner mit sehr guten Augen, wollen ein Handspiel eines Hamburgers im Strafraum gesehen haben. Der Mann in Schwarz, Herr Kempter, hat es wie die meisten nicht gesehen und ließ weiterspielen. Kempter, Kempter – da war doch mal was? Nicht die Affäre seines Bruders mit Amarell ist mir haften geblieben, ich denke eher an seine Spielleitung unserer Partie im Februar 2012 in Paderborn.

Die zweite Halbzeit begann ähnlich wie die erste. Union sehr leidenschaftlich und optisch überlegen. In der 58. Spielminute staubte der sonst blasse Terodde zur Gästeführung ab. Pogo im Gästeblock und mein nach zwanzig minütigen Kampf erworbener Gerstensaft ergoss sich über die Stufen vor mir – war mir aber egal. Ja und wer nun dachte das es heute und hier was zu holen gibt, hat dann wohl das „Union Gen“ vergessen. Keine zwei Minuten später der Ausgleich und der Knock Out in der letzten Minute. Eine völlig vermeidbare Niederlage. Enttäuschung bei den Fans und bei unseren Spielern, wieder mal eine Chance vertan sich oben festzusetzen. Ein Wechselbad der Gefühle, eine Woche sind wir aufgestiegen und in der nächsten ist alles vorbei.

Der Abend sollte aber nicht mit dem Schlusspfiff enden. Unseren Kummer ertränkten wir in einer der vielen „Spelunken“ die es rund um die Reeperbahn gibt. Gastwirt Helmut freute sich auf seine zahlreichen Gäste aus der Hauptstadt. Warum wohl? – wir waren die einzigen. Irgendwann nach dem fünften, sechsten Bier als die Sinne nachließen und die Stimmung immer besser wurde, war das Spiel vergessen. Aber die Erinnerung an diese Niederlage kommt am nächsten Morgen genauso sicher wieder, wie die Kopfschmerzen.

Und so erlebte Heiko das Spiel:

Am Montag um 13.00 Uhr fuhren wir, Chrischi (Nasi) und ich, zum vereinbarten Treffpunkt nach Rüdersdorf. Nach einer gefühlten Stunde waren wir endlich vollzählig und die Fahrt zum Auswärtsspiel gegen den FC St. Pauli konnte gestartet werden. Die Fahrt dort hin war sehr kurzweilig, denn obwohl mir die beiden jungen Mitfahrer noch fremd waren, ergaben sich gute Gespräche. Auch sonst wurde es mir sehr leicht gemacht, mich in der Gruppe aller Mitreisenden wohl zu fühlen.

Da sieht man wieder einmal, dass Unionfans eine große Familie sind. Pünktlich in unserem Hotel eingecheckt, kurz die Zimmer in Augenschein genommen, trafen wir uns ca. 18.00 Uhr vor dem Hotel zum Gruppenfoto und ab ging es Richtung Stadion. Ohne kurzen Boxenstopp war es uns allerdings nicht möglich, das Stadion zu erreichen. Feucht fröhlich und voller guter Hoffnung erreichten wir unsere Plätze und endlich begann auch das Spiel.

Unsere Mannen begannen recht gut und dies übertrug sich auch auf den gesamten Union-Anhang. Die Stimmung war prächtig, doch leider konnten unsere Recken der guten ersten Hälfte keine Tore folgen lassen. So blieb ja noch Halbzeit zwei. Auch da bestimmten wir über weite Strecken das Spiel und Simon brachte die gute Stimmung durch sein Tor zum kochen. Leider währte unsere Freude nicht lang, denn fast im Gegenzug erzielten die Hausherren den Ausgleich. Als dann noch zwei Minuten vor Schluss das 2:1 fiel da war, glaub ich, jedem klar, dass es auch dieses Mal nicht für einen Auswärtsdreier gegen Pauli reicht. Schade, aber so ist nun einmal Fußball, des einen Freud, ist des anderen Leid.

Auf dem Weg Richtung Hotel zogen wir noch in eine Kneipe ein, um unseren Frust zu ertränken. Der nächste Morgen war nicht für alle gleich, denn einige hatten mit den Nachwirkungen der letzten Nacht zu kämpfen. Bei mir war nur Müdigkeit und Ärger über das verlorene Spiel zu spüren. Aber alle checkten pünktlich aus und so konnte die Heimreise angetreten werden. Wieder am Startpunkt unserer Reise angelangt, gab es noch eine kurze Verabschiedung und Chrischi, dem ich auf diesem Weg für alles danken möchte und ich fuhren Heimwärts. Ich möchte mich noch einmal bei allen Mitreisenden bedanken, denn obwohl mit Behinderung habt ihr es mir leicht gemacht, mich bei euch wohl zu fühlen. Gern mal wieder. Danke Heiko U.N.V.E.U.