Am 28. August 1963 hielt Martin Luther King vor dem Lincoln Memorial in Washington DC eine geschichtsträchtige Rede – mit dem Satz „I have a Dream“. Gut fünfzig Jahre später hatte auch Atze einen Solchen und der war auch schuld, daß die Fahrt nach Bayern mit zehn Minuten Verspätung begann. Da sie sich in ihren Traum schon auf der Heimfahrt mit drei Punkten im Gepäck sah, wurde ihr aber auch schnell verziehen.

Der Sonntag ging schon in seine sechzehnten Stunde, da wurde für die Unionanhänger Atzes Traum zur Realität – zudem gekrönt mit der Tabellenführung. Einen Alptraum indes erlebte ein Polizeibeamter der es schaffte, auf einem ca. ein Hektar großen Parkplatz die einzig unbefestigte Stelle zu finden und sich unter dem Gejohle der Fans festzufahren.

Die 2. Bundesliga bietet schon einige interessante Auswärtsspiele. Ingolstadt zählt für mich nicht dazu. Die begriffe Kindergarten oder Zirkus fallen mir spontan dazu ein, wenn ich beschreiben müsste, was sich am und im Audi-Sportpark abspielt. Da es sich aber gebührt, unseren Verein auch bei solchen Spielen zu unterstützen, sitzt man Sonntagfrüh im Auto und fährt gen Süden. Hier und heute, eine ähnliche Situation wie in Frankfurt. In Stadionnähe, fehlende gastronomische Einrichtungen. Auf der Suche nach einer Gulaschkanone führte uns Uwe auf einen Flohmarkt, wo es fast alles gab – außer eben Kesselgulasch.

Im spärlich besetzen Stadion (6.900 Zuschauer), übernahm der Gastgeber von Beginn an das Kommando. Bei vielen Unionanhänger spuckte bereits die Negativserie im Freistaat in den Köpfen. Mit fortlaufender Spielzeit wurden unsere Bedenken immer größer, dass es hier mit dem erhofften Punkt nichts wird. Zu dominant spielte der Gastgeber im ersten Durchgang. Einem starken Daniel Haas und dem Unvermögen der Ingolstädter Offensivabteilung verdankten die Gäste das torlose Unentschieden zur Halbzeit.

Der zweite Durchgang begann mit einem Paukenschlag. Der heute  bärenstarke Stuffi legte quer auf Brandy, der dann eiskalt zur Führung einnetzte.  Ein Tor zur rechten Zeit, sagt man da wohl. Fortan, war es ein ganz anders Fußballspiel. Die Audistädter waren sichtlich geschockt und nicht mehr so zwingend, wie in Hälfte eins. Ja und die Köpenicker? Mir fällt es schwer, das zu schreiben: Die Köpenicker im Stile einer Spitzenmannschaft. Ball und Gegner wurden laufen gelassen .
Die Spielminuten wurden weniger und der Glaube an einen Pflichtspielsieg in Bayern immer größer. Stuffi hatte den Matchball auf dem Fuß und vergab ebenso wie zuvor Özbek und Mattuschka. Es blieb bei dem einen Treffer. Das Zittern auf der Unionbank und im Gästeblock beendete Schiri Bandurski mit einem energischen Pfiff nach dreiundneunzig Minuten.

Langsam wurde allen bewusst, daß hier nicht nur drei Punkte geholt wurden, sondern auch Platz eins in der Tabelle. Atze zu Ines „Kneif mich mal, ist ein Traum, oder ?“. Nee das ist echt, das ist Union.

Union – du bist so wunderbar.