Seit meiner Kindheit, war ich ein Fan von der Tante Hertha. Ostfussball kam nicht in Frage. Ich dachte, so schlecht das Niveau der Nationalmannschaft (Erichs Rasenkomiker) war, so schlecht spielten auch die Vereine. Dann besuchte ich doch mein erstes Spiel von Union am 18.04.1971. Nach einem 0 zu 1 Rückstand, siegten wir gegen den amtierenden DDR Meister noch 2 zu 1.
Die restlos ausverkauft Alte Försterei stand Kopf, tolle Stimmung – ich war infiziert. Am meisten staunte ich, wie viele Hertha-Anhänger im Stadion waren und Union unterstützten. Damals hörte ich zum ersten Mal: „Es gibt nur 2 Meister an der Spree, Union und Hertha BSC!“ Da war ich natürlich total begeistert. Ab dem Tag, war ich genau wie viele tausende andere, Fan von beiden Vereinen. Neben dem Deutschlandaufnäher und dem Herthaaufnäher, war nun auch der Aufnäher von Union auf meiner Jeansjacke. Bei Auswärtsspielen lernte ich Hertha Fans kennen, mit denen ich später auch zu Europapokalspielen ins Sozialistische Ausland fuhr. Sogar bei der Stasi war ich schon als Union und Hertha Fan registriert, was ich damals aber noch nicht wusste.
Es lief alles ganz gut, zu Heim und Auswärtsspielen fuhr ich zu Union, und in der Bundesliga drückte ich Hertha die Daumen. Dann kam die Wende. 2 Tage nach dem Mauerfall, hatte Hertha ein Spiel in der 2. Bundesliga gegen Wattenscheid. Da musste ich natürlich wie rund 20.000 andere Ostler unbedingt hinfahren. Das Spiel endete 1:1 vor 44.200 Zuschauern. (Dort sah ich unseren jetzigen Trainer das erste Mal als Spieler bei Wattenscheid)
Beide Mannschaften stiegen Ende der Saison in die B.L. auf. Ich war begeistert. Das Niveau war ungefähr identisch dem Niveau von mittelklassigen Oberligaspielen. An dem Tag dachte ich noch nicht, dass ich mich bald für einen Verein entscheide muss, denn von nun an waren wir ja Konkurrenz. Das kam schon bald, denn am 27.01.1990 kam es zum großen Freundschaftsspiel von Hertha gegen Union vor rund 55.000 Zuschauern. Union verlor zwar mit 1: 2, aber von dem Tag wusste ich – mein Herz schlägt mehr für Union. Und inzwischen bin ich wie viele andere Fans von damals ein totaler Gegner von der Tante Hertha…