Da freut man sich wochenlang auf dieses Spiel, investiert gern Zeit und Geld und dann so eine Sch…. Entschuldigt bitte diese Ausdrucksweise, aber was wir bei diesem Testspiel in Schwedens Hauptstadt erleben mußten, macht mich und alle anderen wahren Unionanhänger traurig und wütend. Es war ein Schlag in die Magengrube für die gesamte Fanszene unseres Vereins, ausgelöst von einigen wenigen Idioten, die wohl nicht einschätzen können, welchen „Bärendienst“ sie unserem Klub damit erwiesen haben. Zur Tagesordnung überzugehen fällt angesichts der Bilder, die wir aus der „Tele 2- Arena“ noch vor Augen haben, äußerst schwer. – Ich will es trotzdem versuchen.
Als Stadionsprecher Christian Arbeit beim Weihnachtssingen verkündete, das der 1. Fc Union ein Testspiel beim schwedischen Erstligisten Djurgardens IF bestreiten wird, genügte ein kurzer Blick zum Good Man. Die Vorfreude riesig, Union international, ein Hauch Europapokal. Einfach nur geil – das dachten auch noch tausend Andere und machten sich per Flieger, Auto, Zug, Bus – oder wie auch immer – Richtung Skandinavien.
Stockholm ist nicht Paderborn, Ingolstadt oder Sandhausen, wo du wenn du Pech hast zweimal im Jahr hin musst. Nee Stockholm, ist für die meisten von uns Neuland, Stockholm ist Stockholm. Ich durfte Reiseleiter spielen und checkte unsere vierköpfige Reisegruppe am späten Freitagabend in das mir bekannte Hostel ein. Der erste Abend, ähnlich dem vor einem halben Jahr bei meinen ersten Besuch dort. In der Offiziersmesse wurden die aus dem duty free mitgebrachten Spirituosen getrunken und über das am nächsten Tag stattfindende Match und andere wichtige Dinge des Lebens philosophiert. Hier und heute hatte jeder den 1. Fc Union im Herzen und niemand sprach mit norddeutschem oder sächsischem Akzent. Aller waren voller Vorfreude.
Als Treffpunkt und Ausgangspunkt zum gemeinsamen Stadionmarsch war am Samstagmittag das Cafe „Mest“ in der Innenstadt ausgemacht. Frühes Erscheinen sicherte die besten Plätze. Eine knappe Stunde nach unserer Ankunft platzte der Laden aus allen Nähte. Einen Sitzplatz zu bekommen, war so aussichtslos wie einen Schneemann in der Wüste zu bauen – überall gut aufgelegte Unioner, samt Präsident. Der anschließende Marsch zum Stadion durch Stockholms Straßen war schon phänomenal. Angekommen an der Arena endete dann der Spaß.
An den Eingängen der Arena kam es zu ersten Scharmützeln zwischen den Ordnungskräften und Berliner Fußballfans, die wohl versucht haben, sich unerlaubt Zugang zu verschaffen. Irgendwann waren dann doch alle drin. Eine kleine Choreographie rundete das geile Gesamtbild ab. Schon erstaunlich, wie viele Leute sich auf den Weg gemacht haben. Gute Stimmung im Block.
Auf einen Schlag alles vorbei. Was ein Fetzen Stoff so alles auslösen kann. Kurz vor dem Beginn des Spiels versuchten einige „Unionanhänger“ das im Heimblock gezeigte Banner zu entfernen und rannten über den Rasen in deren Richtung. Die Djurgardens- Hools schienen nur darauf gewartet zu haben, und stürmten nun ebenfalls den Innenraum. In wenigen Sekunden herrschte das blanke Chaos. Pyrotechnik und Leuchtspur flog von links nach rechts und von rechts nach links, immer über die Köpfe der nun eingreifenden Polizeikräfte. Wir schauten uns nur fassungslos an, natürlich ärgerten wir uns über das Transparent. Muss man deswegen so ausrasten? – Nein!
Es glich einem Wunder, das die Polizei die Lage in den Griff bekam. Das Spiel wurde mit fünfundvierzig Minuten Verspätung angepfiffen. Ich muss keinem erzählen, das die Stimmung im Keller war und das Geschehen auf dem Kunstrasen zur Nebensache wurde. Die frühe Führung (6.min) von Quiring entlockte uns nur einen kurzen Jubelschrei. Mit Beginn der zweiten Halbzeit, Seitenwechsel – denkste. Die Mannschaften spielten in die selbe Richtung, wie im ersten Durchgang. „Spiel auf ein Tor“, meinte Uwe. Das Banner war noch einige male zu sehen und die Fans hatten sich nun im Griff und das Spiel würde bis zum Ende gespielt – dachten wir.
Ausgleich in der 71. Spielminute, Pyro im Heimblock und wieder die prompte Antwort von der Gegenseite. Statt die Situation zu nehmen wie sie ist, wurde nun auch im Unionblock gekokelt. Es wurde so viel gezündet, das der Schiri keine andere Wahl hatte, als diese Partie abzubrechen. Da das Stadiondach geschlossen war, zogen die Rauchschwaden auch nicht ab. Frustriert und enttäuscht über das Verhalten einiger weniger machten wir uns auf den Weg. Der Tag, dieses Wochenende war gelaufen.
Eigentlich wollten wir am Abend in der Innenstadt, noch die ein oder andere Gastwirtschaft aufsuchen – gestrichen, zu gefährlich. So blieb uns wieder nur die Offiziersmesse, um uns den Frust von der Seele zu spülen. Am nächsten Morgen hatten wir auf der Fahrt zum Flughafen einen Krankenstand (Kopfweh) von fünfzig Prozent. Diese Tatsache und die Vorkommnisse rund um das Spiel, schmälerten dann auch die Freude über unsere Mitreisenden an Bord. Der gesamte Union – Tross nahm den gleichen Flug wie unsere Reisegruppe. Klar wurden mit Spielern, Verantwortlichen und Betreuern unseres Vereins Gespräche geführt, aber über allem lag ein Schatten, so das ich auch keine Lust hatte meine Kamera aus der Tasche zu holen.
Ich habe mich mit vielen Leuten zu den Vorkommnissen rund um das Spiel in Stockholm unterhalten. Jeder hat seine Meinung – die meisten sind erschüttert. Von den im Raum stehenden Verschwörungstheorien halte ich nichts. Wir müssen in unseren eigenen Reihen schauen. Was kommt, was bleibt, was wird? – Die Zukunft wird es zeigen. Ich schließe den Beitrag mit der Textzeile eines Onkelz – Songs: „die Zeit heilt Wunden, doch vergessen kann ich nicht“.