Einige Autoren auf dieser Seite, beginnen ihre Berichte mit dem Ende des Spiels. Andere schauen Jahre in die Vergangenheit. Ich blicke ins Jahr 2014 und sehe mich an der Cobacobana in einem Strandkorb, mit einer Caipirinha in der Hand. Die Weltmeisterschaft im Land des Samba, Capoeira und Heimat von Unionstürmer Silvio, ist im Kalender der Gockelz dick angestrichen. Die Reise macht ohne die deutsche Nationalmannschaft natürlich keinen Sinn. Vor der Kür, kommt die Pflicht, und die heißt in diesem Fall – WM-Qualifikation.
Im Berliner Olympiastadion empfing die deutsche Elf gestern Abend die schwedische Mannschaft. Die ersten drei Gruppenspiele – gegen die Färöerer, in Österreich und in Irland konnten gewonnen werden. Zum zweiten Heimspiel in Gruppe C, waren die Skandinavier um Superstar Zlatan Ibrahimovic zu Gast. Mit einem Sieg über die Nordeuropäer, hätte man schon einen großen Schritt Richtung Brasilien machen können. Um dieses Ziel zu erreichen und die Mannschaft zu unterstützen, reisten auch drei Gockel ins ungeliebte Charlottenburg.
Nach fast zwei Wochen ohne Fussball, hatte manch einer Entzugserscheinung, oder lag es doch am fehlenden Bier? Punktgenau am S-Bahnhof Olympiastadion, trafen sich die drei Gockel, um diese missliche Lage zu beenden. Cateringchef Christian tat prompt das, was er außer malern am besten kann – Bier holen. Bei einer kühlen Blonden, und ich meine keine der vielen Schwedinnen, wurde der Bielefeldtrip noch einmal ausgewertet und beleuchtet, die Erinnerung daran war ja doch schon etwas verblasst.
Nun drückte ich aber doch aufs Tempo, schließlich wollte der Gockel mal wieder am Zaun flattern. Es war zwar nicht die A.F., aber vor der Ostkurve zu gackern, das hat doch auch was. Beim Befestigen der Fahne hatten wir Hilfe von einen jungen Mann im Innenraum mit Akkreditierung, der mir doch sehr bekannt vorkam. Es war „Halle/S“ – sieh an sieh an.
Tage vor dem Spiel, hatte ich mich schon mit den Leuten verabredet, mit denen ich beim EM Halbfinale in Warschau war. Nach kurzer Begrüßung nahmen wir unseren Platz in der Höhle des Löwen ein – die Ostkurve. Der Michael fühlte sich doch ziemlich wohl, denn sein Herz schlägt blau und weiss. Das Spiel begann und die ersten hinter uns fingen an zu nörgeln, sie hatten doch Sitzplatzkarten. Sorry Micha – typisch Hertha?
Zum Spiel selber: So viel könnte ich schreiben. Wahnsinn, drückt es wohl am besten aus. Es wurde Geschichte geschrieben, würde es auch treffen. Sechzig Minuten zelebrierte, nein zauberte, die deutsche Mannschaft Fussball. Eine 4:0 Führung nach 56 Spielminuten, wer soll uns noch aufhalten? Die Antwort auf diese Frage, bekamen wir schneller, als uns lieb war. Die eigene Abwehr und die totale Selbstüberschätzung – während nach den ersten beiden Gegentoren noch gelacht und gefeixt wurde, verdunkelte sich bei den meisten Leuten nach dem Anschlusstreffer die Miene. Das die Schweden in der Nachspielzeit noch den Ausgleich erzielten passte ins Bild und wir kennen das von Union ja auch. Der Schlusspfiff des Schiedsrichter, ging in einem gellenden Pfeiffkonzert der deutschen Zuschauer unter. Für mich unverständlich. Klar, eine so hohe Führung, darf man nicht aus der Hand geben, aber seien wir doch mal ehrlich: Es ist nichts passiert und die Mannschaft hat soviel Potential, dass einem Drink am Zuckerhut nichts im Wege steht.
PS.: Meine Gedanken sind bei den armen Schweden die wir nach dem 4:0 am Bierstand getroffen haben, als sie sich auf den Weg nach Hause gemacht haben. Merke, ein Spiel dauert neunzig Minuten – manchmal auch länger.