Der heimliche Gockelzpräsident rief, und alle, alle kamen. Sein Ruf schien weit über die Grenzen Ostbrandenburgs hinaus gekräht zu haben, denn außer den Gockelz, scharrten sich weitere aberhundert rot-weiß Verrückter zu einer langen Schlange Wartender, und mit Ihnen Vertreter von Presse, Funk und Fernsehen. Was war passiert?

Heute 9.00 Uhr startete der Verkauf der Tickets um die Berliner Stadtmeisterschaft, und wenn ich das Stadtmeisterschaft nenne, so kann ich damit in der Tat nur den sportlichen Aspekt meinen. Was die Fankultur angeht, so spielen wir meiner Meinung nach, eh in einer anderen Liga – nein, es ist nicht einmal die selbe Sportart. Seit gestern Abend 18.00 Uhr, bauten sich die Ersten vor den Kassenhäuschen auf, wie sie uns berichteten.

Wir nahmen unser Plätzchen gegen 5.30 Uhr am Ende der Schlange ein, und lagen damit schon 150 Meter hinter denen von gestern Abend. Auf einer alten Europalette, die wir uns vom Straßenrand unter die Hintern zottelten, warteten wir hungrig und gespannt auf unseren Cateringchef Christian, der sich mit einem geborgten Fahrrad auf den Weg machte, uns ein kaltes Buffet zu stellen. 15 in drei Einwegtüten verpackte eiskalte Kindl, tischte uns Christian auf. Wunderbar, aber viel zu viel für uns Vier, wie wir Anfangs dachten. Doch die Wartezeit zog sich verdammt in die Länge. So ploppte Kronenkorken um Kronenkorken bei Seite, bis jede Meinung und jeder sportsschlaue Kommentar betrunken war. Derweil war noch eine Stunde zu überstehen, vorne verbrannten andere tollkühn Würstchen, hinter uns wand sich die Warteschlange bis weit in die Hämmerlingstraße.

Goldstaub in Papier

 

Eine Viertelstunde vor Neun, kam Schwung in die Meute – die Schalter wurden geöffnet, es ging los. Gut vorbereitet, zückten wir unsere Mitgliedsausweise, und hielten 30 Minuten nach neun den Stoff aus dem die Fußballträume sind, in unseren Händen, Tickets 1. FC Union vs. Hertha BSC Berlin, 3.9.2012, 20.15 Uhr, Alte Försterei – ein Montag. Nicht nur freudetrunken, klopften wir uns unseres Erfolges auf die Schultern – das Bierbuffet hatte merklich Spuren hinterlassen. Hickssss….