Am vergangenen Sonntag (28.07.2013), strahlte der RBB die Reportage „Der 23. Mann – Das harte Leben der Amateurschiedsrichter“ aus. Der Titel hatte mich im Vorfeld neugierig gemacht, und so markierte ich mir diesen Sendeplatz. Das auf den Berliner Fußballplätzen jenseits des Profigeschäfts einiges los ist, war mir schon öfter zu Ohren gekommen. Meine Mannschaftskollegen in der Medienliga Berlin-Brandenburg wissen da Einiges zu berichten, und ich erlebe es ja selbst bei unseren Punktspielen.
Die RBB-Reporter begleiteten drei Protagonisten ein halbes Jahr bei ihrer Schiedsrichtertätigkeit. Die Sendung wartete gleich zu Beginn mit einer freudigen Überraschung für mich auf, denn einer der Unparteiischen im Film, Manfred Küßner, ist mir wohl bekannt. Er ist ebenfalls Spielleiter in unserer Liga – und nicht nur das. Meine erste Gelbe Karte in der Medienliga bekam ich von ihm vorgehalten; ich betrat als Auswechsler das Spielfeld, bevor mein Mannschaftskollege vom Platz war.
Manfred Küßner ist bei uns ein beliebter und geachteter Schiri, der mit seiner stoischen und Humor gesalzenen Art, die Spiele gut zu regeln weis. Ein unaufgeregter Typ, der dennoch manchmal aufregt.
Und das, seien wir mal ehrlich, geht uns bei jedem Spiel unseres 1. FC Union (und nicht nur da), doch mindest ein Mal so – der Schiri geht uns auf den Sack – und pfeift eh gegen uns, meint man schnell. Bielefeld und die Leistung von Herrn Aytekin ist doch noch in guter Erinnerung.
Aber was macht denn nun eine gute Schiedsrichterleistung aus? Hat ein Schiedsrichter überhaupt eine Chance beim Publikum? Richtet sich nicht jeder seiner Pfiffe gegen eine Mannschaft und ein halbes Stadion – und anders herum pro dem Rest? Auch die klarste Entscheidung, wird doch eine Hälfte stets in Frage stellen. Egal wie, egal was – Aufregung ist immer im Spiel.
Ein scheiß Job, wenn ich es mir genau überlege. Ich möchte kein Schiri sein. Aber ja, in den hohen Spielklassen sind das doch alles Profis, die dafür einiges an Geld bekommen. Da kann man eine vernünftige Leistung schon erwarten, oder? Wenn man selbst so arbeiten würde, da säße man schon längst auf der Straße, da sind sich einige aber sowas von sicher.
Ich bin auch Profi in meiner Arbeit, aber zum Glück stehen nicht 15.000 Leute hinter mir, wenn mir ein Fehler unterläuft, und liegen mir mit allerlei Schmähungen in den Ohren. Klar, eine sportliche Fehlentscheidung kann weitreichende Folgen haben. Aber einer, muß die Entscheidungen fällen. Dieser jemand ist in unserem Sport nun einmal ein Mensch, mit all seiner Charakteristik, zu der das Machen von Fehlern gehört.
Ist es nicht so, dass der Schiedsrichter bereits mit seinem Erscheinen auf dem Platz eine große Verantwortung übernimmt, geknüpft an die Aufgabe, jeder der beiden Parteien als „Richter“ zu ihrem Recht zu verhelfen. Ist er nicht eigentlich damit auch irgendwie Verbündeter? Laßt uns debattieren! 😉
Mich hat diese RBB-Reportage jedenfalls etwas darüber nachdenken lassen. Somit hat sie für mich das Prädikat „wertvoll“. Ansehen kann man sich die Sendung hier.