Die Sonne stand noch nicht lange im prächtigen Blau über der Regattastrecke Grünau, da versammelten sich 42 Teams, um ihren Sieger beim „10. Union-Drachenboot-Fun-Cup“ auszupaddeln. Vier Gockelz waren dem Aufruf der „Dreki Ragnarök“, sie kampfstark zu unterstützen, gefolgt.

Trotz fehlender Schwimmhäute, reisten unsere Gockelz guter Dinge an. Einige Trainingseinheiten lagen hinter ihnen, und in Gockel Götze, saß ein weiterer erfahrener Drachenreiter auf der Bank. Zudem, und eigentlich an erster Stelle zu nennen, waren die „Dreki Ragnarök“ bei diesem Wettkampf alles andere, als ein zum Papierboot gefaltenes unbeschriebenes Blatt, auf den Wellen der Dahme. Fünf Teilnahmen zuvor – fünf Pokale, Punkt! „Mitfavorit“, hatte Micha auf die Einladung zu dieser Kaperfahrt gestempelt.

Zum herzlichen „Hallo!“, wurden die ersten Biere geöffnet. Das fand ich wirklich wunderbar, denn ich hatte nicht so ausufernd gefrühstückt. Und da ich ganz ohne sportliche Verpflichtungen vor Ort war, trank ich gleich ein Zweites. Na hier ists aber wirklich knorke, gings mir durch den Kopf – Es geht doch nichts über entspannten Breitensport. Nie zuvor, hatte ich ein Drachenbootrennen miterleben dürfen, wenngleich ich schon ein Mal, in einem solchen Sportgerät aktiv mitfuhr. Das ist aber schon 20 Jahre her, und die Erinnerung daran, gleich einem verwässerten Bier – ich trank das dritte unverdünnt, und damit die Erinnerung in noch weitere Ferne.

So, und da bat man die „Dreki Ragnarök“ auch schon an den Steg. Erster Vorlauf, die Uhren irgendwas nach Elf. Nun machte sich auch in mir, so etwas wie Aufregung breit. Routiniert nahm jeder seinen Platz im Boot in Beschlag – Einschiffen im Startbereich – Zack!, ab ging die wilde Fahrt. 57,32 Sekunden später war alles vorbei, und die „Dreki Ragnarök“ klatschten sich als Zweite mit dieser sehr guter Zeit im Rücken, frohen Mutes ab.

„Zwanzig Startschläge sind etwas zu viel, 15 Startschläge würden ausreichen, weil danach könnte man kraftvoller auf die Strecke gehen, aber die anderen Boote waren stark.“, sagte Exilgockel und Drachenboot-Veteran Götze in einem kurzen Interview, von mir nach seinen Eindrücken zum ersten Rennen befragt.

Für mich als Ergebnis orientierten Zuschauer, klang das recht plausibel, aber immernoch genug nach Bahnhof. Naja, sagte ich mir hin, dass ist eben so, wie der Boxchamp nach einem gewonnen WM-Fight dem Gegner gutes Dagegenhalten zuspricht, sich selbst dabei nicht in allerbester Form sieht, um den Kontrahenten nach dem Kampf nicht noch blöder aussehen zu lassen. Ein wahrer Sportsmann dachte ich, die eigene gute Leistung, der Verbesserung wegen, kritisch betrachten, und dabei den Gegner loben.

Es ging in eine längere Rennpause, mit Bier und Smaltalk, gepflegtem Union-Liedgut, belegten Brötchen, und Bier, Salaten von Oma, ran an die Buletten selbstgemacht, und wieder Bier – eine sorglos Ferienlager-Campingatmosphäre – Großfamilie bei Sonnenschein; auf Wolldecke braungrün-karriert mit „Tagesspiegel“, in dessen Sportteil die Redakteure von diesem wahren Sportevent, in Vorankündigung Nichts zu berichten wußten.

Der Mittagsruhe folgten Vorlauf zwei und drei. Beide Rennen, brachten die „Dreki Ragnarök“ mit besten Zeiten über die Zweihundert Meter – der Finaleinzug war damit eingestielt – so jedenfalls leuchtete es in Orange von der Anzeigetafel. „Spreedrachen Rot-Weiß – Drachen Jagd Club – Spritfires – Dreki Ragnarök – Komakolonne Ost Berlin – FSC Känguruh“; das Final-Lineup stand.

Wie sagte Micha nach der ersten Wettfahrt: „… ganz entspannt die Vorläufe, und im Finale aufs Podest.“ Gockel Kressi schien das nun etwas zu schwammig, er wollte vom Kuchen alles, so mein Eindruck. Na, dann geht dahin und macht was draus – Schiff ahoi!; wieviel handbreit Wasser unterm Kiel egal, salutierte ich am Kai, als die „Dreki Rachnaröckelz“ zum Finallauf in See stachen.

Die sechs Finalisten, manövrierten Ihre Drachen langsam in die Startpositionen. Gespannte Stille breitete sich am Ufer und auf meinem Fotohochstand aus, da schellt plötzlich ein Handy hinter mir. „Naja, watt soll ick sagen, 20 Euro kostet die Tapete pro Quadratmeter, ick hab nochma jekieckt…“ spricht jemand in den Apparat, dann Pause – „… wees ick doch nich, dit muss ick mit Manfred nochma…“ – das Startsignal zum Finale fällt – „… watt inne Firma?…“ – die Helden brüllen ihren Drachen, aufgeschäumte Bugwellen vorweg – „…na so isset eben…“ – die ersten 50 Meter sind weg – „…ick sach doch, ick kümmer mir, ja Tschüß!“, wird endlich ein Schlußstrich unter das Telefonat gezogen. Nun sind wirklich alle, ganz bei den Booten.

Ein spannender Endkampf. Drachenkopf an Drachenkopf, kämpfen sich die Mannschaften über das Wasser. 20 Meter vorm Ziel, sind die Pläte dann vergeben. Die „Dreki Ragnarök“, durchlaufen die Wasserzielline als Dritte. Erste werden die „Spreedrachen Rot-Weiß“, gefolgt vom „Drachen Jagd Club“ – die ersten vier Boote innerhalb von zwei Sekunden, Wimpernschläge im Lauf der Zeit – So paßt der von der Rennstrecke zurückkehrende Ponton aus den sechs Finalbooten mit ihren singenden Besatzungen, bestens in mein Bild – alle Finalisten sind für mich Gewinner.

Dies setzte sich bei der Siegerehrung fort. Begonnen von Platz 42., fand jedes Team Anerkennung. Und diese, hatten sie alle samt verdient. Ein außergewöhnlicher Tag, fand für mich seinen Höhepunkt, als die „Dreki Ragnarök“ gemeinsam mit ihren vier angeheuerten Gockelz, den Pokal in den immernoch blauen grünauer Himmel stemmten. „Dreki Ragnarök“ and „Gockelz“ united!

Ich – an diesem Tag Presseattaché der Gockelz – bedanke mich bei den „Dreki Ragnarök“ für die herzliche Aufnahme unserer Kampfhähne in ihrem Team. Ich singe stellvertretend für alle Gockelz an dieser Stelle, wie die färöerer Metalband Týr in ihrem Song „Ragnarök“ vom gleichnamigen Album: „I’ve done all I can, never will I bend.“, und sage damit, „Auf ein Neues!“ – vielleicht im nächsten Jahr.

Danke Mädels und Jungs!