Homor ist, wenn man trotzdem lacht; aber daran ist nach dem heutigen Schlußpfiff nicht zu denken. Ratlose Blicke aus desillusionierten Gesichtern, Achsel zucken – ein Teil der Fans verläßt das Stadion schnell, andere verharren in ernüchterter Starre, einige ergeben sich in heftige Diskussionen. Wie tief die Entäuschung bei unseren Spielern sitzt, ahnt man schon in den letzten Spielminuten – Nickligkeiten, Rudelbildung – Frust! Es wird kälter.
Vollmundig verspricht „uns Uwe“ den Fans in der PK zum Spiel: „…die Punkte bleiben in Berlin.“ – sarkastisch könnte man nach Spielende anfügen, … zumindest für zwölf Stunden, denn Aalen wird sich wohl nicht noch am Abend auf die Heimreise begeben haben. Zwei Stürmer und nur ein 6er sollen das Ding ins Rollen bringen. Nach Köln und Lautern dürstet es dem Anhang nach Punkten und nach Toren, somit fallen die Tipps zum Spiel entsprechend positiv und hoch aus … Aalen, pffft, na is doch klar.
Union beginnt mit einem wichtigen Mann weniger (Vossi hats heute leider nicht ins Stadion geschafft), aber der Aufstellung entsprechend offensiv, dabei geht viel über die linke Seite – Kohlmann heute eine glatte Eins. Der neue Rasen in der AF ist unter den heutigen regnerischen Bedingungen schwer zu bespielen – kein Untergund für „Tiki-Taka“ (das uns eh nicht liegt), und so versucht Eisern häufig über Flanken zum Torabschluß zu kommen. Es glingt immer wieder ganz gut, doch die Möglichkeiten zum Einnetzen bewegen sich zwischen 60 und 80%. Also nichts Klares, aber immerhin mehr als gar nichts. Halbchanchen nennt man das wohl; davon gibt es in der ersten Halbzeit eine Menge. Aber, vorne ist aktuell der Wurm drin, sowohl Nemec als auch Terodde schaffen es nicht, die Möglichkeiten in Torjubel umzumünzen. Die aalener Abwehr steht gut, und bekommt immer noch irgendwas zwischen Ball und Netz. Bla bla bla – stehste selbstsicher oben, gehen auch die zehnprozentigen Dinger rein wie selbstverständlich, haste Druck, spielst Du gegen eine Bretterwand.
Das Aalen nicht zu unterschätzen ist, bemerkt man schon am unglaublich schnellen Umschaltspiel Deffensive in Offensive der Schwaben. Auch die elf Akteure aus dem vermeindlich lästigen Rest Fußballdeutschlands, kreieren Gelegenheiten, dem Spiel bereits in Hälfte eins eine unangenehme Richtung zu geben.
Für den Moment bleibt festzuhalten: Union hätte durchaus in Führung gehen können (müssen?), doch Abschlußpech und fehlende Präzision im Paßspiel ergeben halt kein Spaßspiel; 0:0 zur Pause.
Aufs Zuckertor sieht die Sache aus wie in Halbzeit eins. Union mit viel Ballbesitz und Zug zum versuchten Einschuss, aber hätte könnte wollte, kommts dann meist wie Hammer auf den Kopf und war ja klar; Aalen geht in Führung. Ob nun Köhler in Person dafür fanhaftbar gemacht werden kann, soll mal schön jeder für sich selbst entscheiden. Er entscheidet sich halt, umringt von vier Gegenspielern, für nen unglücklichen Paß in Gegners Bein; Valentini nutzt das zu einem Schuß, der abgefälscht (ja, auch sehr unglücklich) zum 0:1 (59.) ins Herz sticht. Natürlich, alles ganz doll unglücklich, wo ist nur Fortuna, selbst in Düsseldorf ist sie nicht mehr …
Gut, wir kennen es. Geht aus dem Spiel nichts, muß ein Standard her, und das ist mittlerweile auch fast Standard – Tusche (neuerdings M17) macht ihn rein (62.). Alles auf Null, wieder alles drin, und drauf und dran das Ding zu biegen. Mit der Euphorie des schnellen Anschlußes, versucht Union das Spiel nun unbedingt für sich zu entscheiden, doch gelingt es nicht, die Visire zu schärfen. Im Jägerdeutsch hieße das: „Aalen liegt noch nicht genau im Knall“. Sie bleiben ihrem Spiel treu, sorgen immer wieder für schnelle Entlastung, und in der 72. Minute für Belastung – Valentini zum Zweiten. Nun ist auch der eine Punkt wieder weg.
Neuhaus setzt jetzt auf die „Jan Koller Taktik“, und stellt den langen Stuff vorne rein. Stuffi hat auch gleich eine Möglichkeit, aber Seitfallzieher sind wohl nicht sein Ding. Eisern jetzt mit richtig Wut im Nacken. Es kommt zu besagten Rudelbildungen und Unzufiedenheitsbekundungen dem Schiri gegenüber. Aber, Meckern schießt halt keine Tore. In der 92. Minute nagelt Klauß (1:3) den Deckel drauf. Damit erfüllte sich zwar Kresschens Tip, aber leider in die andere Richtung…
Tja, vor einem Jahr hatten wir die Aktion 12:12, nun sind wir bei 12:1 – will sagen: 1 Punkt aus 4 Spielen. Kommenden Dienstag kommt Lautern zum Pokalfight (ich hoffe der wirds). Konzentrieren wir uns also fürerst auf diesen Wettbewerb.
Unterm Strich hätten wir das Spiel gewinnen können, wenn nicht verlaufsgerecht gewinnen müssen. Das 1:3 sieht auf dem Papier natürlich klar aus, war es aber eigentlich nicht. Der Gegner macht aus dem Spiel herraus drei Tore – chirurgisch – wir halt keins.