Stell Dir vor es spielt Union, und keiner geht hin. Lass es, die Mühe lohnt nicht, das ist doch gar nicht vorstellbar. Heute also wieder ausverkaufte Hütte. Auch dem 1860er Anhang schien unsere Wiesn eine Reise wert. Ein sehr gut gefüllter Gästefanblock stimmte mit ein zum Köpenicker Novemberfest – so jedenfalls hatte ich es mir gewünscht, wie es werden solle nach zuletzt zwei Punkteteilungen und Heimsieg von vor einem Monat. Da kommt heut was, sprach ich vor mich hin, als ich meinen Schal zur Hymne gen Himmel hob. Und was heißt überhaupt Angstgegner? Pahh, das sind doch auch nur Fußballspieler. Der Gegner ist immer nur der, zu dem man ihn macht. Das waren jetzt zwei mal fünf Euro Phrasenschweinefütterung – reicht für heute, und damit rauf auf den Platz.

Neuhaus schickt einen, von Sperre und Verletzungen bedingt, umgestellten Kader in den Kampf. Selbst Belaid darf auf der Bank Platz nehmen. Die Anfangsphase gehört deutlich Union, was auch den eher achtsam beginnenden 60gern zu verdanken ist. Union kontrolliert, die Löwen lauern auf schnelle Vorstöße, und sprinten sich so mehr und mehr ins Spiel. Klare Einschussmöglichkeiten bleiben in der Folge jedoch auf beiden Seiten Wunschkonzert.

Mattuschka leitet in der 21. Minute einen schnellen Vorstoß von Terodde ein, doch ein ebenso schneller Kiraly liegt irgendwie richtig, und pariert den Abschluss zum Eckschuss. Blabla und ja, wenns aus dem Spiel nicht klappt, denn müssen Standards her. Vom Raseneck tritt Tusche die Pille in den Sechzehner, und das stehen 199cm Stuffi im löwenfreien Luftraum, gefühlte drei Meter über Rasennivau, aber so was von richtig. Das Ding mit Köpfchen, landet unhaltbar in den Maschen. Neuer Spielstand, Union: 1 – 1860 München: Nuuullll.

Naja, gehe mal ins Alfred-Brehm-Haus, und ziehe einem Löwen am Schwanz. Da wirste aber sehen. Und genau so, sind nun die 60ger wach. Die erste ihrer starken Phasen beginnt, doch Bierofka verpasst den möglichen Ausgleich aus der Distanz. (25.) Und nun bitte Ruhe, kurz anschnallen, denn Zoundi hat den Ball und läuft – nein sprintet – und kurvt, und dribbelt und alles noch einmal von vorne. Bei seinem Torschuss glotzen vier Löwen der Gazelle hinterher. Manchmal ists schade – kein Toooor.

Der Beginn der zweiten Halbzeit, ist die Kopie des Spielbeginns. Union ist da, fühlt sich aber irgendwie nicht in der Pflicht. Es sind 53. Minuten gespielt, da legt sich Mr. Freistoß T.M., den Ball in aussichtsreicher Position zurecht. Sein Geschoss trifft Stuff am Kopf. Von da springt der Ball in die verdammt falsche Richtung. Wenige Stationen später, schließt Lauth den blitzsauberen Konter der Gäste zum 1:1 ab. Alles wieder offen – doch nicht lange. Erneut trifft Lauth; dieses Ding per Kopf. Na bitte schöne Scheiße, und der Schiri steht mitt­ler­wei­le auch drei Meter neben sich.

Nun macht Union aber endlich Druck. Nemec kommt für Silvio (66.), und wer in diesem Moment denkt, toll Uwe, da hätteste auch meine Oma einwechseln können, der pfeift in der 81. Minute schon wieder drauf. Adam N., von dem keiner mehr so richtig wußte, warum Union ihn verpflichtete, drückt einen von Kiraly grad eben so gehaltenen Stuffkopfball doch über die Zuckertor-Linie. 2:2!

Und jetzt, ist das Spiel ein Köpenicker Novemberfest, bei dem jeder fest entschlossen ist, die geilste Braut mit nach Hause zu nehmen. Es geht um Alles oder Nichts – offener Schlagabtausch hat sich dafür als Bezeichnung eingebürgert. Aber keine der beiden Mannschaften, landet vor Referee Florian Meyers Pfeifkonzert den Lucky Punch.

Dieser Endstand, ist zwar kein handfester Beweggrund ausgelassener Heiterkeit, aber für mich auch noch lange kein Grund, wie einst Ludwig II. von Bayern, ins Wasser zu gehen. Nun aber heißt es, unbedingt am Leder zu bleiben. Jetzt folgt mit den Paarungen gegen Duisburg, Bochum, Kaiserslautern und Braunschweig eine interessante Staffette von Spielen; zwei Gegner aus dem Tabellenrückraum, und zwei Aufstiegsaspiranten. In gut drei Wochen werden wir dann vielleicht um einiges schlauer sein, wobei beim 1. FC U. dieser Saison, eine Richtungsbestimmung mehr als schwer fällt. So ist es eben, wenn man gefühlt auf der Stelle kickt.

Und wer macht denn nun eigentlich den Fußball; der liebe Gott, unsere rot-weißen Fußballgötter, Florian Meyer – somit doch der DFB? Vielleicht ist es besser, sich am Gegner aufzureiben, anstatt an den Instanzen der Ligaexekutive. Das ist wohl wie beim Boxen in Las Vegas. Dort kannst Du nur mit einem K.O. gewinnen. Wenn dich der Spielleiter nicht mag, und Fortuna es mit Küssen auch nicht hat, ja dann musst Du halt weg vom Gegner Fußball spielen und strittiges Geschehen meiden wie wir Charlottenburg.

In diesem Sinne, bleibt Rot-Weiß!