„Ohhhh wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehen, so schön, so schön …“ singt es uns dieser Tage leicht von den Lippen. Damit ist nicht zwingend das heutige Spiel gemeint (dazu gleich mehr), nein, es ist viel mehr der Blick auf unseren aktuellen Tabellenplatz, der wahren Anlaß zur Freude bietet.

20 Punkte nach dem 10. Spieltag – ja, lange nicht gesehen; wie diese kleine Zahlenreihe verdeutlicht: 12/13: 12, 11/12: 14, 10/11: 9, 09/10: 20. Vier Jahre ist es her, das wir – gerade aufgestiegen – mit einem 1:4 Auswärtssieg in Aachen den 20. Punkt im 10 Spiel holten; interessante Parallele zur heutigen Begegnung: auch damals machte Tusche das 1:0.

Tja, und da stehen wir nun nach knapp einem Drittel der Spielzeit mit der halben Miete zum Klassenerhalt da. Das macht die Sache doch recht feierlich. Aber, die Blicke gehen eher nach oben. Dahin haben sich die Gespräche in der S-Bahn nach dem Spiel geändert. Ich habe heute auf der Rückfahrt mal genauer hin gehört.

Da macht man sich bereits Gedanken über die Kosten der Dauerkarte für die Erstligasaison, fiebert, überhaupt eine zu bekommen, und ist sich sicher, beim Support gegen die gelbe Wand von Dortmund, im freien Oberkörper auf dem Zaun zu sitzen. Nein, nein, unser Kader ist auf keinen Fall Erstliga tauglich, aber scheiß drauf, einmal oben mitgespielt zu haben, dafür hat sich das lange Warten und das frühere Tingeln über die Dörfer (Wismar, Eberswalde, Stendal, Lüneburg) dann doch wohl gelohnt.

Aber, auch diese Frage stellte man sich gegenseitig: Wie wird wohl die Berliner Presse reagieren, wenn wir in der Ersten Liga nach 20 Spieltagen keine 10 Punkte hätten, und, würde der Verein an Uwe N. festhalten? Ich fand die Frage interessanter als den Betriebsbahnhof Rummelsburg, schaute aber trotzdem lieber aus dem S-Bahn-Fenster. Jaja diese Zukunfsmusik. Lassen wir die Instrumente vorerst im Kasten. Sollten wir am 29. Spieltag noch immer so gut dastehen, dann stoße ich gerne mit und kräftig ins Horn.

Zum Tagesgeschäft: Über 18.000 Zuschauer zieht Tusches Geburtstagsspiel in die Alte Försterei. Zu Gast dieses vorab als  unbequem stilisierte Sandhausen. Im letzten Jahr sportlich abgestiegen, diese Saison gegen 1860, Lautern und Bochum mit Siegen wie Phönix neu geboren. Unterschätzen zählt also nicht, überschätzen aber auch nicht. Machbar das, mit dieser Hoffnung stehe ich im Block.

Lange Zeit bleibt unsere verlorene Platzwahl der einzige Aufreger. Sandhausen steht gut, und arbeitet intensiv gegen den Ball. Aus dem Spiel geht nicht viel, eher nix. Köhler probiert es in der 19. mit einem ruhenden Ball, der allerdings knapp über den Kasten streicht. Sechs Minuten später zirkelt Tusche die Kugel aus der Distanz Richtung langes Eck. Terodde spritzt in die Flugbahn des Balles, verwirrt damit Keeper Riemann noch zusätzlich, sodass dieser Tusche das Ding nicht mehr versauen kann. Der Kapitän beschenkt sich also selber, und feiert die Feste wir sie fallen. 25. min – 1:0!

Das wars dann für diese Halbzeit, denn Union zieht sich nun zurück, und läßt geschehen. Das ist ebenso unansehnlich wie unverständlich finde ich, aber der GOOD MAN erklärt mir das einleuchtend. „Lieber auf Konter lauern, als jetzt auf Teufel komm raus. Wir führen doch.“

Dem Gott oder Tusches Vorarbeit sei dank, fällt der nächste Treffen gleich nach Wiederbeginn durch Terodde – (47. min 2:0). Nun ist die Partie spielerich wieder offener, doch an den Machtferhältnissen ändert das nicht viel. Union bleibt spielbestimmend. Es folgen gleich mehrere Chancen für Sören Brandy, von denen er eine aus einem Gewühl herraus nutzt. Nach 66 Minuten steht es 3:0 und außer Frage, das alle Punkte in Berlin bleiben.

Nach kurzer Nachspielzeit setzt Schiedsrichter Christian Dietz einen Schlußpfiff unter seine fragwürdige Leistung. Seis drum, in seiner heutigen Verfassung und Spielauslegung hätte er auch gut und gerne in der fünften Minute auf Strafstoß entscheiden können, als Haas Jovanovic in Bedrängnis im Sechzehner zu Fall bringt. Hat er aber nicht gemacht. Somit 17 + 3 = 20 Punkte. Na bitte, so schließt sich der Kreis meines Berichtes, da stehen wir also und oben.

Da fällt mir noch ein: Mir persönlich ist das Auswärtsspiel (1:2 Sieg) in Lüneburg in bester Erinnerung. Sehr schön war es da. Und wenns dann irgendwann wieder da hin gehen sollte, ich bin dabei, immer weiter, janz nach vorn, immer weiter mit „Eisern Union“!