Sollte ich das gestrige Heimspiel einzig aus Sicht der Gockelz kommentieren, so würde ich schreiben: Wir haben uns oben festgesetzt, Bier war lecker, danke!
Sportlich und mit Blick auf unseren 1.FC U, könnte ich das gestrige Geschehen in einer lappidaren Floskel zusammenfassen: Alle Jahre wieder!, und damit meinen, das nun der dritte Saison-Heimauftakt in Folge verloren ging. Frische ich doch an dieser Stelle kurz die Gedächtnisse auf: Der letzte Heimsieg zum Saisonauftakt datiert aus dem Jahr 2009. Ein zu einer Bogenlampe glücklich abgefälschter Schuss von Shahin, senkte sich unhaltbar hinter Ratajczak zum 1:0 gegen Fortuna Düsseldorf, in die Maschen des Zuckertores. Schnee von vorvorgestern, und damit ist dann doch noch nicht alles zur Braunschweigbegegnung gesagt.

Über Allem schwebt der Gockel
Kurz vor Spielbeginn, wurde die Gockelzfahne an der Choreo-Traverse in den Himmel der, mit 16.750 Zuschauern ausverkauften, Alten Försterei geflaggt. „Steige hoch, du roter Gockel, hoch über Sumpf und Sand, hoch über dunkle Kiefernwälder, heil dir mein Brandenburger Land…“ summte da das Spreenhagener Herz, während von den Rängen gewohnt kraftvoll, die Eisern-Hymne geschmettert wurde; ein emotionsgeladenes Spektakel, das mich ein jedes Mal mit Gockelhaut überzieht.
Es war also angerichtet. Das grandiose Unentschieden in Lautern, nährte die Hoffnung auf einen Sieg, mit mehr als einem lauen Fünkchen – und der 1.FC U legte gut vor. In den ersten 25 Minuten, erspielten sich die Eisernen eine Hand voll guter Möglichkeiten, von denen Terodde die wohl Beste – nun ja, nenne ich es beim Namen – freistehend vor Davari verstolperte.
Danach lief das Spiel bis zur 40 Minute ohne Nennenswertes dahin, bis der Spielleiter Herr Kinhöfer aus Herne (eben kein Berliner Jung, wie man schon in den ersten Minuten des Spiels zugepfiffen bekam) zu einem Handelfmeter für Braunschweig, auf den Punkt deutete. Pfertzel hatte den Ball im Strafraumeck an den Ellenbogen bekommen. Gerechtfertigt oder nicht, blieb den Spielregeln des DFB und deren Auslegung durch Kinhöfer überlassen. Pfitzner ließ sich diese Möglichkeit nicht nehmen, und erzielte die Braunschweiger Führung.
Wer nun auf eine Trotzreaktion der Rot-Weißen mit Anpfiff der zweiten Halbzeit gehofft hatte, wurde fürerst enttäuscht. Wohin war das schnelle und direkte Paßspiel aus dem Testtreffen gegen PSV Eindhoven verschwunden? Zielstrebige Ballstafetten, auf der Suche nach dem schnellen Abschluß, blieben aus. Neuen und letzten Schwung gehen die drohende Niederlage, brachten die zeitgleichen Einwechslungen von Mattuschka für Belaid und Nemec für Silvio in der 57. Spielminute.
Mattuschka bleib es dann auch vorbehalten, für den aus meiner Sicht einzigen Unioner Höhepunkt in der zweiten Halbzeit zu sorgen, als sein Schuss ans Braunschweiger Lattenkreuz krachte. Weitere zwingende Möglichkeiten bleiben aus. Allerdings eröffneten nun die durch aufrückende Unioner entstandenen Lücken in der Hintermannschaft, Räume für Gästekonter, die allerding ohne weiteren Torerfolg endeten. Stattdessen, übten sich die Braunschweiger im Aluminiumtreffen, und setzten den Ball folgend, drei Mal ans Gestänge. Auch aufgrund der guten Leistung von Keeper Haas, blieb es bis zum Abpfiff, beim 0:1 aus unserer Sicht.
Da der Konjunktiv nun generell der Feind eines jeden Erfolges ist, verkneife ich mir zusammenfassend Sätze mit „hätte“ – „könnte“ – „wäre“ – aber ja natürlich, sicher Einiges anders gelaufen.
Noch sind 96 Punkte zu vergeben, hüllen wir also um den gestrigen Spieltag den Mantel des Braunschweigens.
Fakten und Zahlen:
1. FC Union Berlin
D. Haas – Pfertzel, Puncec (83. Stuff), Schönheim, M. Parensen – Karl – Zoundi, Jopek – Belaid (57. Mattuschka) – Silvio (57. Nemec), Terodde
Eintracht Braunschweig
Davari – Correia, Bicakcic, D. Dogan, Reichel – Theuerkauf – Boland, Pfitzner (65. D. Vrancic), Kratz, Kruppke (75. Ademi) – Kumbela (90.+1 Edwini-Bonsu)
Tore:
0:1 Pfitzner (40./Handelfmeter)
Strafen:
gelbe Karte Pfertzel (2), Pfitzner (1), Kumbela (1)
Zuschauer:
16.750
Schiedsrichter:
Thorsten Kinhöfer (Herne)