Wenn man bei -3 Grad in einem Wohnzimmer sitzt, dann hat man entweder versäumt, die Heizkostenrechnung zu bezahlen, oder thront im Winter auf der Tribüne der „Alten Försterei“. 385 Tage nach meinem letzten Besuch hier (24. Januar 2016 Union vs. Dortmund), geht es also wieder gegen Westfalen.

Doch recht warm ums Fußballherz, müssen die Arminia und deren Fans die Reise nach Berlin angetreten haben, konnte man sich doch unter der Wochen über den Einzug ins DFB-Pokal Viertelfinale und damit über den lauen Geldregen von 1.265.000 EUR freuen.



Jedoch, „Geld schießt keine Tore“ wußte schon König Otto, und somit dürfte auch dem Letzten der es mit Bielefeld hält, beim Blick auf die Tabelle der Allerwerteste auf Grundeis gehen. Ein mageres Pünktchen trennt die Arminia von einem direkten Abstiegsplatz. Da wiegen 120 Pokalminuten in den Waden doppelt, dreifach, vierfach schwer. Da gehst net einfach raus, und spuist Fußball – das ist Überlebenskampf.



Allerdings, ist davon nicht viel zu sehen. Vom Anpfiff weg, dominiert der Aufstiegsaspirant (Aufstiegsaspirant – alles andere zu behaupten wäre unangebrachtes Understatement). Union nimmt die klare Favoritenrolle an, und spielt genau so wie jemand, der den Ausrutscher des Mitbewerbers Braunschweig unbedingt ausnutzen möchte.

Es gibt unzählige Klischees – Zweiklassengesellschaft, den Gegner an die Wand spielen, den Gegner in der eigenen Hälfte einschnüren, drückend überlegen sein, zwei aufeinander prallende Welten, den Gegner überrennen, mit dem Gegner Katz und Maus spielen, David gegen Goliath … und so weiter und so abgedroschen und so fort.

Im Spiel ist von all dem was dabei.

 Und dann kommts eben, wie es kommen muß, und ja – irgend wann geht dann einer rein, und was für einer! Felix Kroos markiert mit einem sehenswerten direkten Freistoss in der 22. Min den Führungstreffer für die Hausherren. Unhaltbar nagelt Kross die Aufstiegsambitionen in den Winkel. Den Schuss sollte nun auch der letzte verschlafene DSC-Akteur gehört haben, denn die Hütte steht tosend Kopf. Na klar. Und Union macht weiter.



Aber, jeder der FIFA17 auf der Konsole zockt, wird auch das kennen. Man rennt an, und rackert und ballert, und in der letzen Minute vor der Halbzeit schafft der Gegner (bisher total unauffällig und chancenlos) den Ausgleich (44. Fabian Klos – wer auch sonst). Pfft. 

Aber interessant.

So wirds nicht gleich ganz langweilig, und Union kann sich auch hier von seiner gereiften Seite zeigen. Einfach weiter machen halt. In einer fast gleich anmutenden zweiten Halbzeit machen Kreilach (64.) und Polter (84.) die Sache 3:1 fix. Ohne Punkt heute und mit noch größeren Sorgen, taumelt Arminia Bielefeld – wer weis, vielleicht für Jahre – aus der AF.

Ich habe starke, engagierte Unioner gesehen, die mir wieder Lust auf mehr machen. Allerdings rücken einige Idioten (in rot-weiß) die Sache für mich wieder emotional in die Waage. Ich frage mich, wie man sich als Fan der gleichen Mannschaft, gegenseitig Prügel anbieten kann? Und plötzlich krauchen die vergessenen -3 Grad wieder in meine Jacke.