Der Volksmund sagt „Umgang formt den Menschen“. Ich verbringe mit dem Schönredner fünf tolle Tage auf der Insel und neunzig Minuten gegen die Schwarzgelben, und schon sehe ich die Welt nach diesem Spiel Rosa-Rot. Naja, ganz so ist es nicht, aber heute gehe ich, im Gegensatz zu den meisten Leuten, nicht enttäuscht nach Hause.
Endlich, der Frühling ist da und ein Heimspiel, das Leben kann so schön sein. Köpenick meldet ein ausverkauftes Haus und die Stimmung ist euphorisch. Zu Gast das sechzigjährige Geburtstagskind aus Elbflorenz, mit zweitausend Gratulanten, die dann auch friedlich zu feiern wissen. Natürlich sollte es von unserer Seite keine Geschenke geben.
Schnell wird klar, daß der 1.Fc Union mit dem gleichen „Elan“ wie in den letzten Auswärtspartien zu Werke geht. Ich bin mir sicher, unsere Jungs hatten sich eine Menge vorgenommen, aber zur Zeit bekommen sie nichts auf den Rasen. Eine Torchance im ersten Durchgang, ist gegen eine Mannschaft die gegen den Abstieg spielt einfach zu wenig. Die Sachsen, beflügelt durch ihren grandiosen Sieg in der Vorwoche, kämpften großartig, doch auch bei ihnen fehlte die letzte Konsequenz vor dem Tor. Folgerichtig ging es torlos in die Kabine. Der liebe „Nobbi“ erzählte mir später, daß es in den letzten vierzig Jahren keine Unionmannschaft seltener in den gegenerischen Strafraum geschafft hat, wie die heutige – er wird es wissen.
Die üblichen Floskeln in der Pause – sonst mit biergetränkter Stimme, kommen dieses Mal aus trockenen Kehlen. Bei alkoholfreiem Gerstensaft quittiert der sonst eifrige Caterringchef den Dienst. So bleibt uns nichts anderes übrig, als uns mit Frankies Geschichten über seinen Keniaurlaub die Zeit zu vertreiben. Endlich Anstoss denken alle – nie wurde sehnsüchtiger auf einen Pfiff des Referee gewartet.
Der zweite Durchgang beginnt etwas schwungvoller, aber auch nicht wirklich gut. Etwas Schwung bringt die Einwechslung des jungen Skrzybski nach knapp einer Stunde. Er hat zwei, drei gute Aktionen, aber auch ihm will kein Tor gelingen. Zum Ende des Spiels gelingt es dem Gastgeber noch etwas Druck aufzubauen, mehr als zwei Halbchancen springen nicht herraus. Die Dresdner wollen diesen Punkt und erkämpfen ihn sich am Ende auch. Null zu Null steht es dann weiß auf schwarz an der Anzeigetafel – ein gerechtes Ergebnis. Sicher kein schönes Spiel, aber ein Punkt ist besser als keiner, und der Mannschaft wird trotzdem applaudiert.
Endlich geschafft, die vierzig Punkte sind erreicht. Nach oben geht seit Wochen nichts und nach unten sollte es sich auch erledigt haben. In den nächsten Spielen stellt sich die Charakterfrage an die Mannschaft. Ist die Luft raus, oder bietet sie uns, ihren Fans, den ein oder anderen Leckerbissen? Man darf gespannt sein.
PS. In eigener Sache: Nächstes Wochenende flattern die Gockelz gemeinsam nach Wien. Es ist unser erster gemeinsamer Ausflug – Jahresfeier und Weihnachtsfeier zugleich. Klar, es gibt Fussball, Bier und – da bin ich mir sicher – viel zu lachen. Natürlich werdet ihr zu gegebener Zeit informiert. Ich freue mich darauf.