Das ich das Fernfahrer – Gen von meinem Vater nicht geerbt habe, zeigte sich ziemlich früh. Während mein Bruder jede freie Minute bei meinem alten Herrn auf dem „Bock“ verbrachte und die damals noch existente Republik bereiste, zog es mich da schon eher auf die Fußballplätze, als auf den Sitz eines W50 Lastkraftwagens. Die letzte Woche hätte aber genügt, um beiden einen anerkennenden Blick abzuringen. Sieben Tage und vier Fahrten, über den Ring, nach Saarbrücken, Halle, Bremen und schlussendlich Nürnberg, sind schon aller Ehren wert.

Eine Auswärtsfahrt wird für das Gespann Gockelz Spreenhagen und Ecke Nord zwar langsam zur Routine, ist aber jedes mal mit Spannung und Vorfreude verbunden. Niels schmiert die Schnittchen, Marcel lenkt den Bus und die Gockelz stellen die Getränke und natürlich die KIM Eier. Zeitige Ankunft sichert die besten Plätze! Nicht so in Nürnberg an historischem Ort – hier wurden wir von der Gendarmerie relativ weit vom Stadion zum parken aufgefordert.

Nun also zum „Clubb“ nach Franken. Spitzenspiel, Erster gegen den Zweiten – mehr geht nicht. Den Saisonstart kann man durchaus als gelungen bezeichnen, auch wenn spielerisch noch Luft nach oben ist, stimmten am Ende die Ergebnisse. Noch nie wurde in Nürnberg gepunktet, geschweige denn gewonnen. Aber auch das war uns nur eine Randnotiz wert. Seit Jens Keller das sportliche sagen in Köpenick hat, ist so ziemlich jede Negativserie beendet worden.

Am Ende fehlten nur Sekunden, um den Saisonstart perfekt zu machen und ein nächstes Achtungszeichen zu setzen. Nach Schlusspfiff schauten wir uns an und stellten uns die Frage, nach dem halb vollen oder halb leeren Glas. Die Antwort muss sich jeder selbst geben.

Die erste Halbzeit war noch etwas zäh und für ein Spiel zwischen zwei Schwergewichten der Liga etwas mau. Der zweite Durchgang brachte all das, was vorher vermisst wurde. Der Minutenzeiger vollendete gerade seine erste Umdrehung, da führten die Gäste auch schon. Hedlund vollendete ein grandios gespielten Konter zur Führung.  Die Franken zeigten sich kaum beeindruckt und antworteten mit wütenden Angriffen, von denen einer nach 55 Minuten zum Ausgleich führte. Die Führung für den sechsmaligen deutschen Meister nur eine Frage der Zeit? Das Ende der Durststrecke von Sebastian Polter, beantwortet diese Frage elf Minuten später .

Mit so einer Reaktion haben wohl die wenigsten im Gästeblock gerechnet. Das zeigt mir, das die Mannschaft gereift ist und auch diese Saison das Zeug hat, oben mit zuspielen. Führung beim Club und noch gut zwanzig Minuten bis ins Ziel. Hoffen, bangen und zittern! Und dann passiert es doch! In der Nachspielzeit fangen wir noch den Ausgleich. Ärgerlich!!!!!! Kurz schütteln und dann wird weiter gesungen. Abpfiff, ein Punkt in Nürnberg ist zwar nicht das schlechteste aller Ergebnisse, aber die Freude über das Remis hält sich in Grenzen.

Obwohl mir Fahrten zu Auswärtsspiele ans Herz gewachsen sind, freue ich mich darauf, nach einer gefühlten Ewigkeit, mal wieder ein Spiel in Deutschlands schönstem Stadion zu besuchen.